Zwei Männer beim Christbaumschmücken

An Weihnachten spüren Menschen überall die tiefe Sehnsucht: Friede für die ganze Welt.

Bild: gettyimages/halfpoint

Wort zu Weihnachten

Den Frieden einüben

Weihnachten: alle Jahre wieder hohe Erwartungen, Enttäuschungen und sehr viel Schönes. Doch was kann Weihnachten 2022 zum Frieden beitragen?, fragt Regionalbischof Christian Kopp in seinem Wort zu Weihnachten.

„Früher war mehr Lametta.“ So werden in dem wunderbaren Weihnachtssketch von Loriot die hohen Erwartungen und die sich schnell einstellenden Enttäuschungen an Weihnachten auf die Schippe genommen.

Die Weihnachtstage sind mit ihren starken Gefühlen ein Trainingscamp für eine friedliche Lebenshaltung. Da muss der eine oder die andere manchmal richtig hart arbeiten auf dem Druck-Ablassen-Laufband. Alle Jahre wieder erleben Menschen in der Melange aus hohen Erwartungen und der manchmal sehr angespannten Wirklichkeit große Enttäuschungen oder sehr viel Schönes miteinander.

Die Engel bringen die weihnachtliche Friedenshaltung für die Hirtinnen und Hirten auf den Punkt: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. (Lukas 2,16)

Ein Beitrag zum Frieden?

Menschen, die an Gott glauben, können doch gar nicht anders als immer wieder und immer neu mit dem Friedenstiften anzufangen. Kann das Weihnachtsfest auch 2022 in der unruhigen Welt einen Beitrag zum Frieden bringen?

Wie kommt der Friede in die Welt? Ich liebe den Grundton der ersten Sätze der hebräischen Bibel, die wunderbar poetisch und weise über die Welt und die Menschen spricht: Und siehe, es war sehr gut. (1. Mose 1,10) Ich bin davon überzeugt, dass jedem Menschen auf der Welt so etwas wie eine Sehnsucht nach dem Frieden mit auf die Lebensreise gegeben wird. Quasi genetisch. Menschen an sich sind friedlich und gut. Durch die verschiedenen Lebensumstände können sich diese Friedensgene aber verstecken und verfinstern. Jede und jeder von uns kennt genug Menschen, die nicht friedlich auftreten. Streithansel und Unruhestifter gibt es viele. Sie machen einem das Leben manchmal richtig schwer.

Es liegt an jedem Einzelnen

Umso mehr kommt es auf jede und jeden Einzelnen an. Es fängt im ganz Alltäglichen an - wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um. Beim Anstehen an der Supermarktkasse oder beim Einsteigen in den überfüllten Zug. Ich kann mich da, wo ich gerade bin und egal, wo ich bin, um Frieden bemühen. Dabei zählt jeder Tag. Und manchmal auch die Nacht.

Das Jahr 2022 wird in die Geschichte als europäisches Kriegsjahr eingehen. Selten haben sich so viele Menschen in Bezug auf die Bedeutung politscher Verständigungs- und Ausgleichsprozesse in einem Staatsmann so geirrt wie bei Wladimir Putin. Dagegen ist der unsägliche Brexit Großbritanniens noch richtig vorhersehbar gewesen. Der Krieg, den Putin führt, ist aus so vielen Gründen gegen jede Vernunft. Da kommt man mit dem gesunden Menschenverstand nicht weiter.

Ein Fest der Sehnsucht

An Weihnachten spüren Menschen in den Familien und an Tausenden von Orten in der Welt die tiefe menschliche Sehnsucht: Friede für alle Menschen auf der Erde, allüberall. Ein Baby bringt in den Weihnachtstagen den Frieden in die Welt. Wer in das Gesicht eines Kindes sieht, wird wie von selbst friedlich und zärtlich werden.

Alle Kerzen, Lametta und Weihnachtsgans, der Tannenbaum in der Wohnung und alle fein eingepackten Geschenke erinnern daran: Menschen sehnen sich nach Frieden. Und brauchen ihn. Die ganze Welt sehnt sich nach Frieden.

Es gibt in allen Menschen eine tiefe Sehnsucht nach friedlichen Zuständen. Und wer es noch nicht verstanden hat, bekommt vom Kind in der Krippe Hilfestellung: Friede auf Erden ist das Ziel und der Anspruch. An Weihnachten schmecken, ahnen, berühren wir ihn schon ein bisschen.

Regionalbischof Christian Kopp, Bild: © ELKB/Rost

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Christian Kopp

Christian Kopp ist Regionalbischof im Kirchenkreis München und Oberbayern

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21.12.2022
Christian Kopp/epd

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