Landesbischof Christian Kopp besucht an Heiligabend die Wohngruppe für junge Frauen in München.

Landesbischof Christian Kopp besucht an Heiligabend die Wohngruppe für junge Frauen in München.

Bild: sob/FRank

Weihnachten 2025

Weihnachten in einer Wohngruppe für junge Mütter

Wie erleben junge Mütter einer Wohngruppe die Weihnachtsfeiertage? Landesbischof Christian Kopp hat die Frauen besucht. Eine Reportage von Helmut Frank.

An Heiligabend hat der evangelische Landesbischof Christian Kopp eine Wohngruppe für junge Mütter in der Pilotystraße in München besucht. Mit seinem Besuch lenkte er den Blick auf ein sozial-diakonisches Projekt der Diakonie Rosenheim, das jungen Frauen mit Säuglingen und Kleinkindern intensive Unterstützung bietet, um Mutter und Kind zusammenzuhalten.

Kopp nahm an einem gemeinsamen Brunch mit den Bewohnerinnen teil. In persönlicher Atmosphäre kam er mit den jungen Müttern ins Gespräch, hörte ihre Geschichten und informierte sich über ihre Lebenssituationen. Er machte deutlich, wie sehr ihm Jugendliche und junge Erwachsene am Herzen liegen – gerade jene, die in schwierigen Lebenslagen Unterstützung brauchen. „Die Herausforderung, ganz früh im Leben ein Kind zu bekommen, das ist auf der einen Seite wunderschön und auf der anderen Seite unglaublich schwer - und da brauchst du Unterstützung“, sagte Kopp.

In der Wohngruppe leben derzeit fünf junge Mütter im Alter zwischen 15 und 37 Jahren, die aus dem Kongo, aus Uganda, der Elfenbeinküste und aus Polen stammen. Alle Frauen haben Säuglinge oder Kleinkinder, ihre Deutschkenntnisse sind unterschiedlich ausgeprägt. Insgesamt stehen in der Intensivbetreuung sechs Plätze zur Verfügung, von denen aktuell fünf belegt sind. Die meisten Bewohnerinnen wurden vom Stadtjugendamt München vermittelt, vereinzelt auch von Jugendämtern aus anderen Regionen Oberbayerns.

Geleitet wird die Wohngruppe von der Erzieherin Cosima Seifert (28), die gemeinsam mit einem Team aus Sozialpädagoginnen, Erzieherinnen, Heilpädagoginnen, Psychologinnen sowie weiteren Fachkräften in der Einrichtung arbeitet. „Die intensive Betreuung ist notwendig, weil die Mütter teilweise unter posttraumatischen Belastungsstörungen infolge ihrer Flucht leiden“, betont Seifert. Wichtig sei ein liebevoller Rahmen, in dem die jungen Mütter eine Bindung zu ihren Kindern aufbauen könnten. Das hätten die Mütter meist selbst nicht erfahren. Insgesamt sind derzeit 15 Mitarbeitende auf zehn Vollzeitstellen in der Einrichtung tätig.

Die Wohngruppe in der Pilotystraße bildet die intensivste Betreuungsstufe eines dreigliedrigen Angebots der Diakonie Rosenheim. Ziel ist es, Mutter und Kind zusammenzuhalten und jungen Frauen eine stabile Perspektive zu eröffnen, betont Miriam Egler von der Diakonie Rosenheim, die die fachliche, wirtschaftliche, personelle und organisatorische Gesamtverantwortung innehat. Ohne diese Unterstützung würden viele der Kinder in stationären Heimen untergebracht.

Die Wohnadresse des Sozialprojekts ist kein Zufall. Das Haus aus den 1850er-Jahren stand über Jahre weitgehend leer, sodass die Aktivistengruppe "Goldgrund" 2013 mit einer Satireaktion darauf aufmerksam machte. Für die Stadt war es peinlich, dass die Stiftungsverwaltung des Sozialreferats für den Leerstand verantwortlich war. Das Haus wurde dann von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag generalsaniert und an die Diakonie vermietet.

Nach einer Andacht und dem Weihnachtssegen überreichte Landesbischof Kopp den Müttern und Mitarbeitenden kleine Handschmeichlerkreuze, die Kinder erhielten Ostheimer-Schafe als Weihnachtsgeschenk. Der Besuch an Heiligabend verstand sich auch als Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit der Mitarbeitenden, die sich tagtäglich für die jungen Familien einsetzen.

Für Carola Seifert und ihr Team war der Besuch des Bischofs eine große Motivation. „Die Unterstützung von Diakonie und Kirche hilft dabei, den Kindern eine lebenswerte Kindheit mit schönen Erinnerungen zu geben“, betont Seifert.

24.12.2025
Helmut Frank