Sie sind besinnlich, festlich und immer gut besucht, die Gottesdienste an Weihnachten. Auch für die Mitglieder der Kirchenleitung sind sie jedes Jahr ein besonderes Erlebnis.

Sie sind besinnlich, festlich und immer gut besucht, die Gottesdienste an Weihnachten. Auch für die Mitglieder der Kirchenleitung sind sie jedes Jahr ein besonderes Erlebnis.

Bild: GettyImages

Predigten zu Weihnachten

Licht in der Finsternis

Die Sehnsucht nach Frieden in friedloser Zeit - das war Thema in den Predigten der Kirchenleitung zum Christfest. Das Weihnachtsfest rufe dazu auf, sich nie mit Gewalt und Feindseligkeit abzufinden.

In den Weihnachtstagen spüre er, wie wichtig ihm die richtige Stimmung sei, predigte Landesbischof Christian Kopp am ersten Weihnachtsfeiertag im Fernsehgottesdienst aus München St. Matthäus. Er brauche friedliche und ausgeglichene Weihnachtstage. Da spüre er, wie wichtig Frieden für sein Leben sei - im Kleinen wie im Großen.

"Wer vom Frieden singt, muss sich für Frieden auf der Erde einsetzen."

Landesbischof Christian Kopp

Eindringlich bat der Landesbischof seine Zuhörerinnen und Zuhörer, sich für den Frieden einzusetzen: "in deiner Familie, bei deinen Nachbarn, in deinem Verein, in deiner Kirchengemeinde, auch wenn Du online bist und politisch diskutierst: Setz dich für Frieden ein! Trau dich!" Friede sei nicht selbstverständlich, so Christian Kopp. "Das hat die ganze Welt in den letzten beiden Jahren schmerzlich erfahren müssen. Wir wussten es, aber jetzt kam es uns wieder so nahe. Das Leid der Menschen in Israel schreit zum Himmel. Das Leid der Menschen in Gaza - wir klagen zu Gott. Mach Ende, mach Ende, Gott! Es ist fast unerträglich. Ich brauche Trost."

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Die Welt im Heiligen Land sei schon lange aus den Fugen geraten." Es braucht vernünftige Regelungen der Koexistenz. Es werden wohl beide Seiten lernen müssen, in zwei Staaten miteinander zu leben. In diesem Land, "unser Weihnachtsland", sei Jesus geboren worden: als Jude unter Palästinensern. Gott "kannte dieses Land bestens, das seit Jahrhunderten, Jahrtausenden umkämpft, begehrt, verschieden besiedelt war. Dort war es nie einfach an dieser Engstelle zwischen Asien und Afrika. Es war schon immer anders. Und der Frieden schreit: Tröste mich!" Weihnachten sei ein "Ausflug ins Trostland. Die Geschichte, dass Gott in die Welt kommt und da ist in meinem Leben und in unserer Welt, das ist für mich ein riesengroßer Trost."  Trost gehe nicht schnell, so der Landesbischof. "Schneller Trost wird schnell zur Vertröstung. Bei echtem Trost braucht es eine gute Verbindung meiner Innen- und Außenwelt." Bei all dem Lärm, bei all den vielen Veränderungen in der Außenwelt könnten Rituale dazu helfen, Trost zu finden und sich innen und außen bewegen zu lassen.

Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern: "Gott lässt uns nicht ins Bodenlose fallen."

Über das Wunder einer Geburt, über das Wunder des Lebens predigte Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern im Open-Air-Gottesdienst am Heiligen Abend auf der Freiung der Nürnberger Burg. Die Hirten auf dem Feld seien überraschenderweise diejenigen gewesen, die als erstes von der Geburt erfuhren - wie Familie oder gute Freunde. Und sie hätten zunächst gar nichts verstanden. "Und dann gleich so große Worte in der Geburtsanzeige durch den Engel Gabriel: Frieden auf Erden, Heiland, Erlöser. Da werden gewaltige Erwartungen geweckt – oder besser gesagt angetriggert. Denn die großen Erwartungen sind ja längst schon da - damals wie heute!" Spätestens seit dieser Geburt, so Hann von Weyhern, " könnte doch jede Geburt ein solches Zeichen sein: Jeder erste Atemzug ist mehr als man sieht!" Diese Geburt im Stall zeige schier unglaubliches. "Gott lässt uns nicht ins Bodenlose fallen. Er macht sich erkennbar, auffindbar, erlebbar, begreifbar, angreifbar: Er kommt zur Welt. Ja, Gott atmet die Luft unserer Welt. Seit dem ersten Atemzug dieses Kindes, das die Hirten in einer Krippe fanden. Weil sonst kein Platz für neues Leben zu finden war – damals in Bethlehem."

Regionalbischöfin Dorothea Greiner: Die Bibel - das ganz andere Geschichtsbuch

Gerade in einer Zeit multipler Krisen suche Gott Menschen, "die seinen Frieden bringen, seine Barmherzigkeit leben und Hoffnung verbreiten", predigte Regionalbischöfin Dorothea Greiner am ersten Weihnachtsfeiertag in der Stadtkirche Bayreuth. Dies seien Menschen, die sich von dem "größten Hoffnungsbuch aller Zeiten", der Bibel, anstecken ließen. Die Bibel erzähle nicht die Geschichte der Mächtigen, sondern von ganz normalen Menschen, "die doch für Gott wichtig waren und für seine Versuche zu retten und zu helfen, und die nie damit gerechnet hätten, dass Gott sie so braucht." Maria beispielsweise sei ein ganz normales Mädchen gewesen."Und heute ist sie für uns die berühmteste fromme Frau, die Mutter des Retters der Welt. Für Gott war sie damals schon wichtig." Weil Gott sich in der Bibel so zeige, gelte für sie: "Je schlimmer die Situation, desto größer wird meine Hoffnung, dass Gott schon längst mit der Gegenbewegung begonnen hat." Gott suche auch heute Menschen, die sich von ihm gebrauchen lassen und seinen Weg tiefer Menschenfreundlichkeit gehen."

Regionalbischöfin Bornowski: ein Gottesgeschenk

In ihrer Weihnachtspredigt in St. Johannis in Würzburg erinnerte Regionalbischöfin Gisela Bornowski an das große Geschenk, das Gott den Menschen an Weihnachten mache: " Er schenkt uns seinen Sohn Jesus. Er ist damit einer von uns geworden. Er weiß, wie es uns geht. Er kennt unsere Situation ganz genau." Deshalb könnten sich Menschen auch in den Tiefen des Lebens gehalten und geborgen wissen. "Wir sind reich. Reich an Glauben und voller Hoffnung und mit Gottes Liebe im Herzen. Das verändert uns." Gott wolle alle Menschen mit seiner Liebe beschenken. So könnten auch Christinnen und Christen sich mit dem verschenken, was sie haben: "mit Zuneigung und menschlicher Wärme, mit Freundlichkeit, mit unserer Zeit und auch mit finanziellen Mitteln. Jeder und jede, wie er oder sie es vermag, und ohne es zu müssen. Gott macht uns reich und unser Herz weit."

Regionalbischof Axel Piper: Der Versöhnung dienen, nicht dem Hass

"Die Zeit ist gekommen" oder "es ist soweit", diese Sätze markierten Momente im Leben, die die eigene Welt veränderten, erklärte Regionalbischof Axel Piper in seiner Predigt am Heiligen Abend in Augsburg, St. Ulrich. Weihnachten, das so vom Brauchtum geprägt sei, habe die Qualität eines solchen lebensverändernden Satzes, einer Zeitenwende. An Weihnachten habe Gott sein Gesicht gezeigt. "Gott zeigt uns, was denn möglich wäre in dieser Welt an Frieden, an Menschlichkeit, an Liebe, an Licht." Damit lasse er keinen Zweifel: Bomben, Terror und tosende Gewalt seien weder gott- noch menschengemäß."Nie und nimmer dürfen wir uns damit abfinden. Gott will die andere Welt, die menschliche." In all dem Dunkel der Welt erstrahle Gottes Licht und stoße Menschen immer wieder dazu an,"unsere Herzen und Hände dem Frieden zu reichen und nicht dem Krieg, der Versöhnung zu dienen und nicht dem Hass". Weihnachten bedeute:"Gott sandte seinen Sohn, damit wir als mündige Söhne und Töchter Gottes zu leben beginnen. Nicht verhärten, innerlich und äußerlich, in dieser harten Zeit. Weich bleiben, fähig zum Mitgefühl, verantwortlich, wo Unrecht geschieht. Fähig zur Liebe – und sei es nur in kleinen Gesten."

25.12.2023
ELKB