Die Webapp ist mit einer Routenfunktion ausgestattet, die User zu den Standorten der Erinnerungszeichen in der ganzen Stadt führt.

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Bild: münchen.de

Dachau

Erinnerungszeichen für KZ-Dachau-Häftling Erwin Kahn

Am 16. April 1933 wurde der jüdische KZ-Dachau-Häftling Erwin Kahn in der Chirurgischen Klinik in der Nußbaumstraße als lästiger Zeuge der ersten Mordaktion der Dachauer SS, wahrscheinlich von den Wachleuten ermordet.

Nach dem aktuellen Forschungsstand war Erwin Kahn das erste Mordopfer der Nationalsozialisten in München nach ihrer „Machtergreifung“.

Beim öffentlichen Gedenkakt zum 90. Todestag von Erwin Kahn, am Sonntag, 16. April, um 16.30 Uhr, sprechen Prof. Dr. Markus M. Lerch (Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des LMU Klinikums), Stadtrat Beppo Brem (in Vertretung des Münchner Oberbürgermeisters), Dr. h. c. Charlotte Knobloch (Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern), Ernst Grube (Holocaust-Überlebender und Präsident der Lagergemeinschaft Dachau) und als Initiator des Erinnerungszeichens für Erwin Kahn Kirchenrat Dr. Björn Mensing (Pfarrer und Historiker an der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau).

Die BR-Sprecherin Julia Cortis trägt die Briefe vor, die Erwin Kahn aus dem KZ Dachau an seine Familie geschrieben hat. Sophie Aeckerle (Dachauerin, Studentin der Hochschule für Musik Karlsruhe) singt das Dachaulied der KZ-Häftlinge Jura Soyfer (Text) und Herbert Zipper (Melodie) sowie zwei Lieder der Auschwitz-Überlebenden Rachel Knobler, die 2017 in München verstorben ist.

Im Anschluss gemeinsamer Fußweg zum letzten Wohnhaus von Erwin Kahn vor seiner Verhaftung, Hans-Sachs-Straße 18, und um 17.30 Uhr dort Anbringung des Erinnerungszeichens. Es sprechen Ludwig Mittermeier (Vorstand des Katholischen Männerfürsorgevereins München, heutiger Hauseigentümer) und Dr. Barbara Turczynski-Hartje (Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt).

Erinnerungszeichen werden an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Sie bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund.

Die Erinnerungszeichen geben den heute meist vergessenen Opfern der NS-Verfolgung einen Platz in unserer Stadtgesellschaft zurück. Sie enthalten die wichtigsten Lebens daten, Angaben über das Schicksal und – falls vorhanden – auch ein Bild.

 In München gibt es inzwischen über 110 Erinnerungszeichen für Todesopfer des Nationalsozialismus. Interessierte können ihre Standorte in der neuen Webapp Erinnerungszeichen finden und sich vor Ort über die Lebensgeschichten der Menschen informieren.

12.04.2023
Björn Mensing/muenchen.de

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