Pressemitteilung vom 23.10.2023

Bayerische und sächsische Landeskirche bilden Pfarrerinnen und Pfarrer künftig gemeinsam aus

Gemeinsame Ausbildung beginnt ab 2025 mit neuem modularen Ausbildungskonzept

München/Dresden – Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens werden ab 2025 ihre Pfarrerinnen und Pfarrer im Vikariat gemeinsam ausbilden. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung wurde vergangene Woche durch die Leitungsgremien beider Landeskirchen beschlossen. Das Vikariat als zweite Ausbildungsphase für den Pfarrberuf schließt an das Studium und das erste theologische Examen an. Im Vikariat (auch Vorbereitungsdienst genannt) werden Theorie und Praxis des Pfarrberufes miteinander verbunden.
Oberkirchenrat Stefan Reimers, Leiter der Abteilung Personal in der Evangelisch – Lutherischen Kirche in Bayern, ist überzeugt: „Die Erweiterung des Horizonts auf die Unterschiedlichkeiten sowie Übereinstimmungen beider Landeskirchen ist eine hervorragende Vorbereitung auf den Dienst als Pfarrerinnen und Pfarrer. Ein gemeinsames Vikariat ist geprägt durch gemeinsame Herausforderungen und Chancen und zielt gerade nicht auf eine Vereinheitlichung kirchlicher Lebensgestaltung, sondern auf die gegenseitige Wahrnehmung und gemeinsame Reflexion.“
Die bayrische Landeskirche strebt mittelfristig an, 26 Personen pro Jahr in den Vorbereitungsdienst zu übernehmen. In der sächsischen Landeskirche geht man von 10 Personen pro Jahr aus. Beide Landeskirchen sind sich bewusst, dass dafür im Bereich der Nachwuchsgewinnung für den Pfarrdienst und andere kirchliche Berufe weitere Anstrengungen unternommen werden müssen.
Die verstärkte Zusammenarbeit der beiden Landeskirchen im Bereich des Pfarrnachwuchses ergänzt vielfältige Kooperationen, die beide Landeskirchen bereits zu anderen EKD-Gliedkirchen unterhalten.


Neue modulare Ausbildungskonzeption für Vikariatsausbildung
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern hat die Vikariatsausbildung erst kürzlich als modulare Ausbildung neu strukturiert und in diesem Zusammenhang auch ihr Predigerseminar in ‚Evangelisches Studienseminar für Pfarrausbildung‘ (ESP) umbenannt:

  • Module: Die vier Module der Ausbildung widmen sich den Verkündigungsaufgaben, der Praxis seelsorgerlicher Begleitung, den Aufgabenfeldern christlicher Bildung sowie den Leitungs- und Entwicklungsaufgaben des pastoralen Dienstes. Jedes der Module endet mit einer Modulabschlussprüfung.
  • Profil- und Rollenfindung: Für die Vikare und Vikarinnen eröffnet die Ausbildung damit die Möglichkeit, ihr Profil und ihre Rolle als Pfarrer bzw. Pfarrerin in multiprofessionellen Teams zu finden, wie sie zunehmend in Kirchgemeinden, aber auch im Schulunterricht, der Erwachsenenbildung und der Seelsorge etwa in Krankenhäusern zum beruflichen Alltag gehören.
  • Feed-Forward-System: Mit einem sogenannten „Feed-Forward-System“ wird ein Grundstock für die kirchliche Personalentwicklung gelegt. Schon im Vikariat werden Entwicklungspotentiale und Entwicklungsschritte der künftigen Pfarrerinnen und Pfarrer strukturiert beschrieben.
  • Sozialraumorientierung: Das Ausbildungskonzept sieht nicht mehr nur die Ausbildung in der Kirchgemeinde vor, sondern vernetzt die Ausbildung stärker im Sozialraum kirchlicher und nichtkirchlicher Träger. Demzufolge werden Vikare und Vikarinnen nicht einer bestimmten Ausbildungsgemeinde, sondern eine Ausbildungsregion zugeordnet. So können künftige Pfarrerinnen und Pfarrer in der Ausbildung ganz unterschiedliche Tätigkeitsfelder kennenlernen und diese werden in ihrer Bedeutung als Ausbildungsort gestärkt.
  • Familienbewusstheit: Die Ausbildung von Vikarinnen und Vikaren wird familienfreundlich gestaltet. So wird die Betreuung von Kindern und Pflegebedürftigen durch die modulare Ausbildung und durch kürzere Seminareinheiten erleichtert. Elternzeiten können damit besser geplant werden.
  • Vernetzung mit Regionen: Die Ausbildung im ESP ist vernetzt mit den Einrichtungen unsere Landeskirchen und dessen Professionen. Ausbildungsabschnitte finden in den einzelnen Regionen vor Ort statt. Dadurch kann die Ausbildung familienbewusster gestaltet werden. Die Reflexion der Praxisprojekte geschieht zeitnah. Zugleich können die sehr unterschiedlich geprägten Regionen mit ihren kirchlichen Arbeitsbedingungen schon während der Ausbildung besser wahrgenommen werden. Künftige Pfarrerinnen und Pfarrer erhalten Einblick in städtische und ländliche Kontexte, unterschiedliche Sozialräume, Frömmigkeitsformen und Gemeindesituationen sowie regionale Besonderheiten.  

Mit Beginn der Ausbildungskooperation verkürzt sich das Vikariat für sächsische Vikarinnen und Vikare um 6 Monate auf eine Dauer von zwei Jahren. Der Beginn des Vikariates wird zudem für sächsische Vikarinnen und Vikare ab 2025 zu zwei Zeitpunkten im Jahr (1. März und 1. September) möglich sein. Die Regionen der sächsischen Landeskirche werden in die regional vernetzte Ausbildung integriert werden und die sächsische Landeskirche wird sich mit einer Studienleiterstelle an der Ausbildungskooperation im EPS beteiligen. Spezifische Bereiche wie Religionsunterricht und Kirchenrecht/Verwaltung werden jedoch auch zukünftig von den Landeskirchen eigenständig verantwortet werden. Der Vorbereitungsdienst insgesamt wird durch Abschlussprüfungen der jeweiligen Landeskirchen abgeschlossen.

23.10.2023
München, Johannes Minkus, Pressesprecher

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