Landesbischof Christian Kopp predigte im Dampflokmuseum über 'doppelte Zugkraft'.

Landesbischof Christian Kopp predigte im Dampflokmuseum über "doppelte Zugkraft".

Bild: ELKB

100 Jahre Eisenbahnerkirchen

"Doppelte Zugkraft"

Auf die "doppelte Zugkraft" des christlichen Glaubens hin zur Barmherzigkeit hat der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp verwiesen. Zum Jubiläum der evangelischen Christuskirche predigte der Landesbischof im Dampflokomotivmuseum Neuenmarkt.

Auf die "doppelte Zugkraft" des christlichen Glaubens hin zur Barmherzigkeit hat der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp verwiesen. Der Glaube verändere einen selbst, und das wirke sich auf andere aus, sagte Kopp am Sonntag im oberfränkischen Neuenmarkt (Kreis Kulmbach) anlässlich 100 Jahre Eisenbahnerkirche. Der Dekanatsgottesdienst zum Jubiläum der evangelischen Christuskirche fand im Dampflokmuseum statt.

Kopp erinnerte an die beiden Dampfloks, die es damals in Neuenmarkt brauchte, damit der Zug die schiefe Ebene hinaufkam: "die doppelte Lok, eine vorne, und hinten eine - eine zieht, eine schiebt". Er bewundere die Menschen, die in den 1920er-Jahren den Kirchenbau gestemmt haben. Die oberfränkischen Eisenbahnerkirchen wurden damals mithilfe der Eisenbahn gebaut, um für das seelische Wohl der Arbeiter zu sorgen.

Seit 100 Jahren helfe diese Kirche nun Menschen bei ihrem alltäglichen Leben: "Die Liebe Gottes möchte unter die Menschen", sagte der Landesbischof. Einen Glauben, der einem im Leben nicht unterstütze, "den braucht kein Mensch". Es gelte, die Schönheit und die Kraft des Glaubens zu fühlen, die es Christen ermögliche und aufgebe, barmherzig zu sein.

Die Idee der beiden Dampfloks sei "ein tragfähiges Bild für die Gegenwart", sagte Kopp: "Wir brauchen auch solche Loks, wir brauchen Menschen, die ziehen und schieben in die Richtung von Barmherzigkeit und Freundlichkeit." Dabei müsse man immer bei sich selbst anfangen.

Bischof über Nahostkrieg
Die Unbarmherzigkeit im Nahostkrieg hat der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp angeprangert. Dabei kritisierte er beide Seiten: "Es schreit zum Himmel", sagte Kopp. Der Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 habe Israel traumatisiert, sagte Kopp: "Er richtete sich auch gegen alle Friedensbemühungen, auch die in Israel." In der Folge habe der Antisemitismus in Europa zugenommen. "Wir werden immer widerstehen all denen, die hier den Juden die Schuld zuschieben wollen und Juden töten oder Israel vernichten wollen", so der Landesbischof. "Zugleich ist es uns wichtig, darauf einzuwirken, dass das Sterben in Gaza endlich ein Ende hat." Viel zu viele Menschen seien dort gestorben.

Die aktuelle israelische Regierung mache es allen Nicht-Juden schwer, überhaupt noch in Israel zu leben. "Jerusalem ist ein Vielreligionenort und auch ein Jesusort", sagte Kopp. "Unsere Freunde, die palästinensischen Christinnen und Christen, sind mit uns eng verbunden." Niemand dürfe das Existenzrecht Israels in Frage stellen. Aber es müsse doch möglich sein, dass Christen und Muslime nach Jerusalem kommen und dort wohnen.

Der Landesbischof erneuerte seine Kritik an einer Erklärung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), in der Israel im Umgang mit den Palästinensern "Apartheid" vorgeworfen wird. Er finde es "überhaupt nicht hilfreich", dass der ÖRK Israel als Apartheidsstaat bezeichne, so Kopp: "Es hindert die Bemühungen um Frieden so sehr."

Der Zentralausschuss des ÖRK hatte bei einer Tagung in Johannesburg im Juni die Politik Israels gegenüber den Palästinensern verurteilt. Die Erklärung fordert, die "Realität der Apartheid beim Namen" zu nennen und Sanktionen gegen das Land zu verhängen. Der Vorsitzende des Gremiums, der frühere bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, verteidigte die Erklärung.

14.07.2025
epd