Die Bilanz zum 20. Geburtstag kann sich sehen lassen: über 200 Jugendgottesdienste lockten mehr als 20.000 Besucher an.
Bild: Silke Scheder
Nikolai Youth Church
20 Jahre Glaube, Gemeinschaft und Begeisterung
Davon können die meisten Kirchengemeinden nur träumen: 500 bis 600 Jugendliche und junge Erwachsene erwarten die Organisatoren der Church Night am 8. November 2025. Selbst Kira Geiss, ehemalige Miss Germany und bekennende Christin, kommt zu dem Jugendgottesdienst in der Nikolai Youth Church in Neuendettelsau (Kreis Ansbach). Das Erfolgsrezept: Vom Thema über die Predigtform bis hin zur Musik wird der Abend ausschließlich von Jugendlichen für Jugendliche gestaltet.
„Es gibt moderne Lobpreismusik, eine lockere Moderation und interaktive Elemente, bei denen die Jugendlichen mitmachen können“, erklärt NYC-Jugendreferent Samuel Horn. Er kennt die Jugendkirche seit ihrer Gründung vor 20 Jahren. Damals ist er 13 Jahre alt – und „total fasziniert von den Jugendgottesdiensten und der großen Gemeinschaft junger Menschen, die gemeinsam am Glauben dran sind“. Vor allem die vorherrschende Offenheit beeindruckt den Teenager: „Man wird zum Glauben ermutigt, hat aber gleichzeitig die Freiheit, den eigenen Glauben zu entdecken – ohne dass einem jemand vorschreibt, wie man zu glauben hat.“
Andreas Güntzel sitzt 2005 im Kirchenvorstand, als die NYC ins Leben gerufen wird. „Wir haben gemerkt, dass sich viele Jugendliche in den klassischen Formen von Kirche nicht mehr wiederfinden“, so der 64-Jährige. „Sie waren aber trotzdem auf der Suche nach Zugehörigkeit, nach Heimat und nach einer echten, erlebbaren Glaubenserfahrung.“ Die NYC bietet ihnen einen solchen Ort, dafür sorgt Andreas Güntzel, der von 2006 bis 2018 als Jugendreferent für die Jugendkirche verantwortlich ist.
Die Bilanz zum 20. Geburtstag kann sich sehen lassen: über 200 Jugendgottesdienste lockten mehr als 20.000 Besucher an. Daneben haben sich Angebote wie den Jugendtreff „Underground“ und verschiedene Jugendfreizeiten fest etabliert und erfreuen sich großer Beliebtheit. Wer kommen will, muss nicht gläubig sein. „Das widerspricht der Offenheit, die wir leben wollen“, sagt Samuel Horn. Versteckt wir der Glaube aber auch nicht: „Wir leben ihn, reden darüber, erzählen davon.“ Auch eine offizielle Mitgliedschaft gibt es nicht: Niemand muss sich zu etwas verpflichten, betont der 33-Jährige. „Aber viele bleiben, weil sie merken, dass sie hier Gemeinschaft erleben, Glauben kennenlernen und wachsen können.“
Zu ihnen gehört Saskia Enßner aus Neuendettelsau. „Für mich ist NYC ein Ort des Nachhausekommens, wo man sich selbst neu finden und kennenlernen kann“, sagt die 17-Jährige. Jeder werde hier gesehen und wertgeschätzt. „On top bekommt man die Möglichkeit in seinem Glauben zu wachsen und Gott auf eine ganz andere Weise kennenzulernen.“ Nicht zuletzt schätzt Saskia Enßner die Gemeinschaft und die neuen Freundschaften, die daraus resultieren. „Die möchte ich nie wieder in meinem Leben missen.“
Nicht nur bei den jungen Leuten selbst, auch in Neuendettelsau und der Region genießt die Jugendkirche ein hohes Ansehen: Spender, Sponsoren und Freundeskreis sorgen dafür, dass sich die NYC selbst finanziert – ohne eine direkte Förderung durch die Landeskirche. „Wir haben hier am Ort einen starken Rückhalt, weil die Leute sehen, dass das, was wir machen, eine richtig gute Jugendarbeit ist“, freut sich Andreas Güntzel.
Davon zeugt auch die Tatsache, dass die NYC in den vergangenen 20 Jahren sechs Pfarrerinnen und Pfarrer, drei Religionspädagoginnen und -pädagogen sowie acht Jugendreferentinnen und -referenten hervorgebracht hat. „Wer weiß, vielleicht kommt ja in 20 Jahren auch mal ein Landesbischof aus der Nikolai Youth Church – ausschließen würde ich’s nicht“, witzelt Andreas Güntzel. Das Wichtigste ist ihm, Samuel Horn und allen Beteiligten aber vor allem eins: dass es die NYC in 20 Jahren noch gibt. Und dass sie weiter „weiter Jugendliche prägt und begeistert“.
27.10.2025
Silke Scheder