Eine besondere Brücke in Europa.

Eine besondere Brücke in Europa.

Bild: ELKB

Partnerschaft

"Lutherische Kirche in Ungarn ist in der Gesellschaft sehr präsent"

Vom 26. bis zum 29. September feiern die evangelisch-lutherischen Kirchen aus Ungarn und Bayern in Würzburg ihre 30-jährige Partnerschaft. Das Fest steht unter dem Motto „Mit Herzen, Mund und Händen“ und soll damit auf die unterschiedlichen Facetten der Partnerschaft anspielen.

„In einer Zeit, in der neue Spannungen in Europa auftreten, sind mir solche Begegnungen besonders wichtig“, sagte Landesbischof Christian Kopp. Durch die langjährigen partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Kirchengemeinden, Schulen, Kindergärten, Hochschulen und diakonischen Einrichtungen der beiden lutherischen Kirchen hätten viele Menschen „ihren Blick erweitert“ und anhand dieses Miteinanders „Kirche in Europa“ erlebt, sagte der Landesbischof weiter.

Bei dem Partnerschaftsfest sollen den Angaben zufolge mehr als 300 Menschen aus beiden Kirchen zusammenkommen. Am Samstagvormittag wollen der für die Ökumene zuständige Oberkirchenrat Stefan Blumtritt und Diakoniepräsidentin Sabine Weingärtner zusammen mit leitenden Vertreterinnen und Vertretern der ungarischen Kirche über die Frage: „Wofür brauchen wir uns künftig (nicht)?“ diskutieren. Am Samstagabend soll es einen Festakt in der St.-Johannis-Kirche geben. Dort werden am Sonntagmorgen um 9 Uhr Landesbischof Kopp und sein ungarischer Amtskollege Tamás Fabiny den Abschlussgottesdienst gemeinsam gestalten.

Der Würzburger Dekan Wenrich Slenczka erklärt als Mit-Gastgeber, weshalb solche Kirchenpartnerschaften so wichtig sind.

Die Partnerschaft zwischen den Lutheranern aus Bayern und Ungarn ist erst nach dem Ende des Kalten Krieges entstanden. Wie genau kam das damals zustande?
Der Beginn liegt noch vor meiner Zeit in kirchlichen Diensten. Es ging zu Beginn auch um Wiederaufbauhilfe für die Kirchen in Mittel- und Osteuropa, die durch die antireligiöse Politik in Sowjetzeiten materiell in Not waren. Zugleich konnten wir im Westen von ihnen erfahren, wie der christliche Glaube gerade da trägt, wo er unterdrückt und verfolgt wird. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) hat in dieser Zeit die Partnerschaft zur lutherischen Kirche in Ungarn gesucht. Andere Landeskirchen haben mit Kirchen anderer Länder im ehemaligen Ostblock Kontakte geknüpft oder vorhandene unter den neuen Bedingungen weiterentwickelt.

In einem vereinten Europa mit - zumindest bislang - weitgehend offenen Grenzen: Wozu braucht es da auf kirchlich-konfessioneller Ebene noch eigene Partnerschaften?
Das ist ganz einfach: Offene Grenzen schaffen noch keine persönlichen Kontakte. Der christliche Glaube kennt eigentlich keine Grenzen, sondern begründet eine weltweite Gemeinschaft. Erfahrbar wird das in persönlichen Kontakten, wie sie in den vielfältigen Partnerschaften von Gemeinden, Kitas, Schulen, Diakonie und so weiter zwischen Ungarn und Bayern bestehen. Das Partnerschaftsfest in Würzburg wird ein Bild davon zeigen. In den Partnerschaften vergewissern sich die Kirchen ihrer weltweiten Gemeinschaft. Sie öffnen sich damit und werden nicht geschlossene Gesellschaften.

Bei Partnerschaften geht es oft ums gegenseitige Kennenlernen und voneinander Lernen: Was glauben Sie, was haben beide Seiten jeweils von der anderen gelernt?
In den Partnerschaften öffnen sich Kirchen und Menschen füreinander. Sie nehmen Unbekanntes auf und werden in Bekanntem bestärkt. Das ist wichtig dafür, dass die Kirchen sich auch gegenüber der Gesellschaft im eigenen Land öffnen. Sie müssen „hin zu den Menschen“ gehen und nicht nur warten, dass jemand durch eine schwer zu öffnende Tür hereinkommt. Für mich persönlich ist es eindrucksvoll, wie stark die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn durch Schulen und Diakonie auf die Menschen zugeht und in ihrer Gesellschaft eine konstruktive Rolle spielt. Sie ist damit viel präsenter im Land als es ihre relativ kleine Größe vermuten ließe. Die katholische und die reformierte Kirche in Ungarn sind sehr viel größer.

26.09.2024
epd

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