Der Augustinermönch und Theologe Martin Luther hat am 31. Oktober 1517 in Wittenberg 95 Thesen veröffentlicht, um die katholische Kirche zu reformieren.

Der Augustinermönch und Theologe Martin Luther hat am 31. Oktober 1517 in Wittenberg 95 Thesen veröffentlicht, um die katholische Kirche zu reformieren.

Bild: getty-mijeshots

Wort zum Reformationstag

Martin Luther packte an - so ging es nicht weiter

Ein geistliches Wort zum Reformationstag von der Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Regionalbischöfin Gisela Bornowski.

Die Thesenanschläge an die Tür der Wittenberger Schlosskirche hallten nicht nur in den Gelehrtenköpfen nach, sondern im Herz vieler Menschen. Gnade! Kein Verdienen! Kein Leistungsgedanke! Allein aus Gnade! Mit barmherzigen und vergebenden Augen sieht mich Gott an. Das lässt mich das Leben atmen. Ich bin freigesprochen und habe eine eigene Verantwortung als Christ vor Gott.Die Kirche als Lehrmeisterin der guten Werke hat ausgedient.

Jeder Christ baut Kirche mit. Befreite Herzen gestalten eine Kirche, die fröhlich und zuversichtlich, die demütig und betend, die hoffnungsfroh und mit anderen zusammen einen gemeinschaftlichen Weg geht. Vielfältige und auch unterschiedliche Gemeinden üben das Miteinander. Das ist gut so.

Quo vadis, Kirche? Wo gehst du hin? So werden wir in einer Zeit des Mitgliederschwundes angefragt.

Auch wir können wie Martin Luther anpacken: Denen helfen, die in Not sind. Denen, die im Leistungszwang gefesselt sind, die Fesseln lösen. Denen, deren Seele von Furcht und Sorge zerfressen wird, Trost - und Hoffnungsnahrung schenken. Denen, die leer sind von Hoffnung, die Auferstehungen des Lebens erzählen.

Quo vadis, Christ? Packst Du wie Martin Luther an?

Ein Wissen um das eigene Angenommensein schafft Hoffnungsraum für andere. So macht ein befreiter Christenmensch ganz einfach und fast automatisch gute Werke für andere. So kann auch in den Veränderungsprozessen unserer Welt jeder einzelne ein Licht sein, vielleicht nur klein, aber es leuchtet. Dann brauchen wir auch nicht mehr Quo vadis zu fragen, sondern Menschen von außen sehen, wie die Urgemeinde damals beschrieben wurde: Seht, wie sie sich lieben.

So geht es nicht weiter - das mag richtig sein.

In vielen Bereichen verändert sich Kirche und Gemeinde. Das birgt Chancen, mitzugestalten und mitzureden: in der Schöpfungsverantwortung, im Einsatz für Notleidende, im Zugehen auf Sinnsuchende. Dabei bleiben manch alte Strukturen zurück, Neues wird entstehen. Ein Leben, auch ein Glaubensleben oder der Weg einer Kirche, ist immer ein Werden. Prüfet alles, das Gute behaltet, ruft uns die Bibel zu, und ebenso: Vertraut den neuen Wegen!

So geht es nicht weiter. Wir können anpacken.

Befreit zum Licht werden. Und mit der Geistkraft im Herzen der Gläubigen geht auch die Gemeinde Jesu Christi einer Zukunft entgegen, die sich lohnt. Nicht alleine, sondern mit der Mitwelt und mit Gott.

Es geht weiter. Weil einer es anpackt. So wie damals, 1517.

28.10.2022
epd

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