Fastenmail 5: Knoten lösen

Trauen Sie der Liebe mehr zu, als Sie das vielleicht ohnehin schon tun!

Bild: Meike Kenn

7 Wochen Ohne

Woche 5: Knoten lösen

Jede Woche der Fastenzeit steht unter einem speziellen Motto mit jeweils einer passenden Bibelstelle. Eingeordnet wird diese von Pfarrer Frank Muchlinsky von der Nordkirche.

Zu der Zeit kamen zwei Huren zum König und traten vor ihn. Und die eine Frau sprach: Ach, mein Herr, ich und diese Frau wohnten im selben Hause, und ich gebar bei ihr im Hause. Und drei Tage nachdem ich geboren hatte, gebar auch sie. Und wir waren beieinander, und kein Fremder war mit uns im Hause, nur wir beide. Und der Sohn dieser Frau starb in der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt. Und sie stand in der Nacht auf und nahm meinen Sohn von meiner Seite, als deine Magd schlief, und legte ihn in ihren Arm, und ihren toten Sohn legte sie in meinen Arm. Und als ich des Morgens aufstand, um meinen Sohn zu stillen, siehe, da war er tot. Aber am Morgen sah ich ihn genau an, und siehe, es war nicht mein Sohn, den ich geboren hatte. Die andere Frau sprach: Nein, mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene aber sprach: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und so redeten sie vor dem König.

Und der König sprach: Diese spricht: Mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene spricht: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und der König sprach: Holt mir ein Schwert! Und als das Schwert vor den König gebracht wurde, sprach der König: Teilt das lebendige Kind in zwei Teile und gebt dieser die Hälfte und jener die Hälfte. Da sagte die Frau, deren Sohn lebte, zum König – denn ihr mütterliches Herz entbrannte in Liebe für ihren Sohn – und sprach: Ach, mein Herr, gebt ihr das Kind lebendig und tötet es nicht! Jene aber sprach: Es sei weder mein noch dein; lasst es teilen! Da antwortete der König und sprach: Gebt dieser das Kind lebendig und tötet's nicht; die ist seine Mutter. Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie fürchteten den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten.
1. Könige 3,16−28 in der Übersetzung der Lutherbibel von 2017

In dieser Woche geht es um eine der schwierigsten Übungen. Es geht darum, gleichzeitig das Lieben und das Loslassen zu üben. Ich weiß, dass die Geschichte vom weisen Salomo vor allem erzählt wurde und wird, um deutlich zu machen, was für ein schlauer Kopf Salomo war. Und es ist ja auch eine spannende kleine Erzählung und es verwundert nicht, dass sie so berühmt wurde. Andererseits geht mir die Geschichte auch gegen den Strich, wenn man sie so liest: Zwei Frauen streiten sich, ein weiser Mann entlarvt die Lügnerin durch einen geschickten Schachzug und verhilft der anderen Frau so zu ihrem Recht. Für mich ist Salomo nicht der eigentliche Held der Geschichte. Sicherlich, er setzt geschickterweise darauf, dass die wahre Mutter des Kindes, um das sich beide streiten, das Kind nicht sterben lassen will und behält recht damit. Aber die eigentliche Heldentat begeht die Mutter selbst. Sie ist diejenige, die sich in Sekundenschnelle dafür entscheiden muss, ihr Kind zu verlieren, um es zu retten...

Die ganze Fastenmail von Frank Muchlinsky finden Sie hier.

Am Freitag, dem 1. April, findet wieder ein großer Online-Bibliolog statt. Informationen und Anmeldung finden Sie unter diesem Link.

30.03.2022
Frank Muchlinsky

Mehr zum Thema

weitere Informationen zum Artikel als Downloads oder Links