Krippenfiguren: die heilige Familie

Vertraut ist die Geschichte der Heiligen Nacht: von der Herbergssuche, der Geburt im Stall und den Engeln auf dem Hirtenfeld.

Bild: pixabay/mccartyv

Weihnachtspredigten 2020

Hoffnung und Zuversicht

Weihnachten erzählt von dem Wunder, dass Gott als kleines Kind zu den Menschen kommt. Hier die Predigten der Kirchenleitung zum Nachlesen.

Auch wenn in diesem Jahr vieles anders war: Der Landesbischof, die Regionalbischöfinnen und- bischöfe sowie der Vizepräsident der Landessynode predigten in zahlreichen Weihnachtsgottesdiensten - ob unter freiem Himmel, im Livestream oder in den großen Kirchen bei begrenzter Besucherzahl.

Schon am 23. Dezember hatte Regionalbischöfin Gisela Bornowski in der JVA Würzburg die Weihnachtsbotschaft verkündigt: "Fürchte dich nicht"- Worte, die helfen könnten, das eigene Leben zu leben. Denn: "Weihnachten ist der Anfang vom guten Ende. Christ, der Retter ist da! Mein kleines Leben, meine Angst, meine Sorgen und die ganze Welt soll Gott in seine Arme nehmen. Jetzt. Heute. In der Heiligen Nacht."

Landesbischof: Mitten in der Unsicherheit ist Weihnachten geworden.

Die  Worte der Engel  - "die vielleicht wichtigste Botschaft an diesem Weihnachtfest 2020" - waren auch Thema in der Ansprache von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm im Ökumenischen Gottesdienst aus der Jugendkirche "Vom guten Hirten" in München Haidhausen, der an Heiligabend via Livestream übertragen wurde. "Fürchtet Euch nicht!" treffe heute auf verunsicherte Herzen. "Und nun ist Weihnachten da, mitten in der Müdigkeit, mitten in den Fragen, mitten in den Ängsten, mitten in der Einsamkeit, mitten in der Leere, mitten in der Unsicherheit, mittendrin ist Weihnachten geworden. Mittendrin wird Gott Mensch und geht ganz hinein in das, was unser Leben ausmacht. Mittendrin kommt das Licht von Bethlehem in unsere Herzen, in unsere Seelen, in unsere Zimmer. Mitten in all unserem Chaos sprechen die Engel: Fürchtet Euch nicht! Fürchtet Euch nicht, auch wenn Ihr nicht wisst, was noch kommt."

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In Ansbach hielt Hans Stiegler, Vizepräsident der Landessynode, die Predigt an Heiligabend. Könne man nicht - wie manche forderten - Weihnachten verschieben, weil es außer dem biblischen Zeugnis keinen empirischen Bewis für seine Existenz gebe?  Doch Weihnachten sei kein frommes Märchen. Gott habe entgegen menschlicher Vorstellungen kein Schauwunder gewählt. "Gott kommt – aber es geht nicht um seine Herrlichkeit – er will unser Vertrauen, unseren Glauben – will Herrlichkeit und Leben für uns! Er geht nicht auf Distanz, sondern 'geht uns zur Seite', oft still und unerkannt, aber ganz real."

Nürnberg: von Alltagsmenschen und Augenöffnern

Gleich dreimal feierten die Nürnberger Regionalbischöfin, Elisabeth Hann von Weyhern, und der Nürnberger Regionalbischof, Stefan Ark Nitsche, an Heiligabend Gottesdienst "über den Dächern der Stadt". Die Weihnachtsgeschichte lebe von zwei Personengruppen, sagten die beiden in ihrer Dialogpredigt, "Alltagsmenschen und Augenöffnern". Erst dadurch, dass beide zusammenkämen, werde die wunderbare Geschichte wahr: "Mitten unter widrigen Umständen bricht sich das Leben Bahn. Nicht irgendein Leben. Das Leben selbst. Will raus. Will da sein."

Christfest: Wenn Trümmer jubeln

Mit dem Wort aus dem Propheten Jesaja: "Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst", beschäftigten sich die Predigten am ersten Weihnachtsfeiertag. Viele Trümmer habe er im vergangenen Jahr gesehen, berichtete Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm im BR-Fernsehgottesdienst aus München St. Matthäus. "Eine Angehörige sagte: 'Wochenlang konnte ich meine Mutter nicht besuchen. Und als ich dann wieder zu ihr konnte, hat sie mich nicht mehr erkannt.' Mir ist das sehr nahegegangen." Mit all diesen Trümmern stünden die Menschen vor der Krippe. "An Weihnachten hören wir eine Botschaft, die stärker ist als alles, was uns jetzt runterziehen will und auch stärker ist als jedes Virus: Jesus Christus ist deine Heimat. Und deswegen darfst Du an diesem Weihnachten 2020 jubeln, vielleicht nicht einmal laut, vielleicht ganz leise. Aber du darfst jubeln. "

"Es muss nicht erst alles gut werden oder gut sein, bevor Gott zu uns auf die Erde kommt. Wir müssen nicht erst alles ordnen und organisieren, damit er uns begegnet. Nein, Gott kommt mitten in unser Gefühlschaos, mitten in unsere Angst, mitten in unsere Sorgen und schenkt sich uns ganz, mit seiner Liebe."

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

In Bayreuth erinnerte Regionalbischöfin Dorothea Greiner an das Kriegsende vor 75 Jahren. Unsägliches Leid habe der Krieg gebracht. "In Deutschlands Städten waren ganze Viertel ein einziges Trümmerfeld. Fast jede zweite Wohnung war zerstört. Man schätzt: 400 Millionen Tonnen Trümmer waren zu beseitigen." Das Wirtschaftswunder der 50er Jahre hätte man sich damals nicht vorstellen können. Auch wenn die Situation heute sich nicht mit dem Krieg - das wäre eine Verharmlosung der Schrecken damals - und auch nicht mit der Pest vergleichen ließe, so kämen bei dem Gedanken an die Menschen, die auf Intensivstationen ums Leben kämpften, doch Gedanken an frühere Katastrophen hoch.

Glaubensfreude mitten in der Misere, wie es Jesaja beschreibe, sei nicht jedem und nicht immer geschenkt. Und doch: "Offensichtlich ist die Freude an Gott unauslöschlich. Irgendwo, bei irgendeinem Menschen bricht sie auf und setzt sich durch, selbst in der Pest und im Exil." Die Regionalbischöfin rief Christinnen und Christen dazu auf, Freudenbotinnen und Freudenboten zu sein - beim Spaziergang oder am Telefon.

Piper: Die positive Kraft der Bilder

Mit einem Zauberspruch aus Harry Potter begann Regionalbischof Axel Piper seine Predigt in St. Anna Augsburg: "Expecto Patronum" stelle dem Zauberer dann einen mächtigen Helfer an die Seite, wenn er sich im Augenblick der größten Bedrohung auf ein Bild glücklicher Erinnerung konzentriere.  Dieses glückliche innere Bild wirke gegen die Bedrohung. Der Prophet Jesaja beschwöre solche inneren Bilder herauf, so Piper. "Der Freudenbote, der Frieden verkündet, jubelnde Wächter, fröhliche und getröstete Menschenauf den Trümmern Jerusalems, ja Gott, der wieder einzieht nach Zion." Gerade dieses Weihnachtsfest benötigte Bilder, die Zuversicht und Kraft geben: das Bild des letzten Weihnachtsfestes im Kreise der Familie, aber auch das Bild der wunderbaren Geburt im Stall. "Dafür steht das Bild vom Jesuskind in der Krippe: Gott ist euch nahe. Bleibt bei euch in Freud und Leid. Er zaubert die Bedrohungen im Leben nicht weg aber ist doch immer bei uns, ganz, ganz nah."

25.12.2020
Anne Lüters