Predigten zu Karfreitag

Die göttliche Kraft ist größer als der Tod – die Botschaft von Karfreitag.

Bild: marydan15

Predigten zu Karfreitag

Die Botschaft des Kreuzes

Das Kreuz Jesu Christi ist Provokation und Verheißung für alle Menschen - in diesem Spannungsfeld standen die Predigten der bayerischen Regionalbischöfe und- bischöfinnen zu Karfreitag.

In ihrer Predigt zur Kreuzigung im Johannesevangelium (Joh 19, 16-30) in München, St. Lukas, bedauerte die Ständige Vertreterin des Landesbischofs, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, die Abschaffung des Karfreitags als einen gesetzlichen Feiertag in Österreich. Dies sei Zeichen einer großen Überforderung auf verschiedenen Ebenen ("Erst hatten viele den Feiertag, dann wollten ihn alle haben, deshalb sollte jeder nur einen halben bekommen und jetzt hat keiner mehr was") und stehe gleichnishaft für diese Tage: "Der Karfreitag, der Tag, an dem Gott stirbt, wird unter rechtlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet....Gott, der leidende und sterbende Christus wird zur alpenländisch-europäischen Verhandlungsmasse."

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Auch in Deutschland werde über das Kreuz nicht ernsthaft genug debattiert, so die Münchner Regionalbischöfin. Dass der als Verbrecher liquidierte Jesus von Nazareth, Gottes Kraft und Weisheit sein solle, wie es der Apostel Paulus sage, sei "wirklich einemaßlose Provokation". Während Gott, das ewige Prinzip und Gott der Allmächtige durchaus mit heutigen Weltbildern kombinierbar sei, bleibe das Kreuz ein Skandal und dokumentiere "die Krise aller selbst gemachten Gottesbilder". Jesus habe ein Bild Gottes verkörpert, das heute wie zu seiner Zeit - selbst bei seinen Jüngern -  unerwünscht sei. Erst von Ostern her werde die Wahrheit des Kreuzes deutlich: "dass Gott bei seiner Suche nach den Menschen an keiner Grenze, keiner religiösen, keiner weltlichen haltmacht!"

Hans-Martin Weiss: Das Kreuz als Siegeszeichen

"Es ist vollbracht!" - Unter diesen Satz Jesu am Kreuz hatte Regionalbischof Hans-Martin Weiss seine Predigt in der Regensburger St.-Oswalds-Kirche gestellt. Mit diesen Worten sterbe kein Gebrochener, sondern der "Held aus Juda", wie es in der Johannespassion von Johann Sebastian Bach heißt. Freilich fallees zunächst schwer, aus diesem Tod, der alle Zeichen schäbigster Erniedrigung trage, einen Sieg herauszuhören. Dennoch weise die Inschrift über dem Kreuz - eine späte Rache von Pontius Pilatus an der jüdischen Obrigkeit - darauf hin, dass der Gekreuzigte weit überIsrael hinaus bedeutend sei. "Welch Ironie, dass dieser korrupte römische Politiker auf diese Weise eine Wahrheit ausdrückt, die auch ihm nicht recht sein konnte." Dass Jesus auch König von Nich-Juden sei, stelle die Szene von Maria und dem Lieblingsjünger unter dem Kreuz dar: "Maria steht für die Christen aus dem Volk Israel. Johannes steht für die Christen, die aus den verschiedensten anderen Religionen heraus den Glauben an Jesus Christus gefunden haben. Beide weist er aneinander und beauftragt sie, sich um Einigkeit zu bemühen." Das Kreuz, so Weiss, sei ein Zeichen des Siegs, nicht der Niederlage. Jesus sei zum Sieger geworden, "weil er zum Opfer wurde, zum Opfer unsretwillen." Derselbe Jesus trete als der Auferstandene voll für uns ein. Von ihm lasst uns den Weg zeigen, dass wir wissen, wohin wir gehen sollen im Leben und im Sterben."

Axel Piper: Mit dem Unfertigen leben und sterben können

Auch der Augsburger Regionalbischof Axel Piper predigte in St. Ulrich, Augsburg, über "Es ist vollbracht." Gerade im Gegensatz zu anderen traurigen und hoffnungslosen Sätzen am Ende des Lebens sei dieser Satz bemerkenswert. Hier spreche einer, der trotz seines frühen Todes versöhnt Abschied nehme. "Wahrscheinlich weil er mit allem, was ihm nicht gelungen ist, mit allem was noch lange nicht fertig ist, leben und sterben kann." Jesus habe das, was Gott von ihm wollte und wofür er gelebt habe, kompromisslos und so gut es ging getan. "Es ist vollbracht – das ist keine Überheblichkeit, sondern Dankbarkeit. Gott hat in mir vollbracht, was er vollbringen wollte. In aller Unvollkommenheit eines dreißigjährigen Lebens. Aber unvollkommen bleibt jedes Leben – und doch kann es vollbracht sein." Die Menschen verlernten Stück für Stück, mit dem Brüchigen und nicht Perfekten zu leben, mahnte Piper - auch im Hinblick auf die Diskussion um Bluttests bei Schwangeren. "Ich möchte nicht in einem Land leben, indem es zum selbstverschuldeten Makel wird, wenn Menschen und Familien nicht makellos sind."

Stefan Ark Nitsche: Der Tod hat nicht das letzte Wort

In seiner Predigt in der Nürnberger Egidienkirche zeigte sich Regionalbischof Stefan Ark Nitsche berührt von den Bildern der schweigenden, weinenden und singenden Menschen an der brennenden Pariser Kathedrale Notre-Dame: „Die Bedeutung, die etwas für uns hat, wird uns oft erst wirklich bewusst, wenn es zerstört und nicht mehr da ist. Wie war das damals, nach dem ersten Karfreitag? Alle, die auf Jesus ihre Hoffnung gesetzt hatten, halten es kaum aus. Für sie hält die Welt an und steht Kopf. Drei Tage lang. Dann zeigt sich, dass der Tod dieses Menschen nicht das letzte Wort ist.“

19.04.2019
ELKB