Ein Windrad

Bewegung, Glaube, Vertrauen in die frohe Botschaft: für all' das steht das Pfingstfest, das die christliche Kirche etwa seit dem dritten Jahrhundert bis heute am 50. Tag nach Ostern feiert.

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Predigten zu Pfingsten

Der Heilige Geist bringt in Bewegung

In ihren  Predigten zu Pfingsten betonten der Landesbischof und Mitglieder der Kirchenleitung die besondere Bedeutung dieses kirchlichen Fests. Den Heiligen Geist brauche es heute genauso wie vor zweitausend Jahren.

Dabei könnten viele mit Pfingsten nichts anfangen, weil es dort nichts zu sehen und anzufassen gebe, erklärte Regionalbischöfin Gisela Bornowski in St. Johannis Ansbach. Doch für sie sei Pfingsten im Laufe der Jahre das Lieblingsfest geworden, denn: "Was wären wir ohne Pfingsten?" Pfingsten sei nicht nur die Herabkunft des Heiligen Geistes, sondern auch sein Wirken. "Die künftigen Apostel erzählen davon so begeistert und überzeugend, dass der Funke auf Menschen überspringt, sich dreitausend Menschen taufen lassen und ihrem Leben eine neue Richtung geben. Das ist Pfingsten!"

Gerade dass er nicht machbar, sondern nur erfahrbar sei, dass er nicht auf Kausalketten zurückzuführen sei, mache den Pfingstgeist aus, predigte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in München St. Matthäus. Von dem Wirken dieses Geistes, der tröste, stärke und in ein anderes Denken und Sein locke, könne man sich gegenseitig erzählen.

 

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Es seien solche Geschichten, "die in mir die Hoffnung bewahren, dass auch an den Orten, an denen der Tod jetzt zu regieren scheint, das Leben am Ende siegen wird. Dass die Waffen im Donbass endlich schweigen, ... dass kein Kirchenmann mehr verbrecherische Gewalt religiös legitimiert. Dass Kriegsverbrechen aufgeklärt und geahndet werden. Dass Menschen, die Unrecht tun, umkehren."

Menschliches Ermessen vermöge kaum Hoffnung zu geben, dass das alles möglich werden könnte. Aber Gottes Geist könne das Unmögliche möglich machen. Deswegen forderte der Landesbischof seine Zuhörerinnen und Zuhörer auf: "Hört nie auf, mit dem Heiligen Geist zu rechnen! Hört nie auf, das unmöglich Scheinende zu erhoffen. Und hört nie auf, euch von Gottes Geistkraft in Bewegung setzen zu lassen und das, was ihr erhofft, schon jetzt mit eurem Handeln zu bezeugen und dem Heiligen Geist die Bahn zu bereiten."

Der Heilige Geist macht sprachfähig

Am Geburtstag der Kirche thematisierten auch etliche Predigten ihre gegenwärtige Situation.  "Wie ist das mit den Kirchen? In welchem Zustand sind sie am heutigen pfingstlichen Geburtstagsfest?", fragte Synoden-Vizepräsident Hans Stiegler in seiner Pfingstpredigt in Forst. Auch der Kirche sei der Heilige Geist verheißen. "Wir haben keinen Grund, zu verzagen. Unser Leben gehört nicht den wechselnden Mächtigen dieser Welt oder bedrohlichen Entwicklungen. Unser Leben gehört dem dreieinigen Gott!" Der Heilige Geist mache Menschen mutig und sprachfähig, sodass alle ihren Glauben ganz normal sprechen könnten. "Schließlich geht es in unserem Christsein nicht in erster Linie um die Institution Kirche mit ihren guten und weniger guten Seiten! ....Es geht um Jesus Christus, der meinem und deinem Leben Sinn, Halt und Trost schenkt!"

Regionalbischöfin Dorothea Greiner feierte Pfingsten in Seibelsdorf im Anschluss an eine Visitation im Dekanat Kronach-Ludwigstadt. Dort habe sie keine Situation angetroffen, die nicht das Wirken des Heiligen Geistes nötig habe - "und keine, in der er nicht längst schon wirkt".  Greiner erzählte von der Trauer über abnehmende Bevölkerungs- und Gemeindegliederzahlen und von einer für Gottes Geist offene Grundhaltung, die danach frage, was heute nötig sei. Von Kindergottesdiensten über Gemeindegrenzen hinweg und Gottesdiensten, die sogar nach Thüringen ausstrahlten."Der Geist Gottes ist kein enger Geist, er führt in Weite, er verströmt sich und sammelt. Er stiftet Gemeinschaft über die Gemeindegrenzen hinaus und löst sie sogar auf."

Veränderungen kraftvoll gestalten

Kirche sei immer in Veränderung, predigte Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern anlässlich des Jubiläums der Kirche in Langenfeld. Der Neubau der Kirche vor 50 Jahren sei dabei eine pfingstliche Mutmachgeschichte. "Veränderung gestalten ist Lust und Last zugleich. Schön und schwer in einem. An Pfingsten feiern wir die schöpferische Lebenskraft Gottes. Gott bleibt seiner Welt und uns Menschen treu.
Darauf vertrauend, finden wir Kraft, die von Krisen geschüttelte Welt solidarisch zu gestalten. Darauf vertrauend, werden wir auch kreativ, eine der Zahl nach kleiner werdende Kirche in unserem Land mit Lust, Leidenschaft und Liebe zu den Menschen kraftvoll zu gestalten. Nicht resigniert oder deprimiert. Sondern mutig Kirche gestalten."

 

07.06.2022
ELKB