Marienkirche Watzendorf Sanierung des Dachstuhls

Das alte Dach der Marienkirche in Watzendorf wird saniert, insgesamt werden die Arbeiten rund 780.000 Euro kosten.

Bild: Marienkirche Watzendorf

KiBa-Kirche des Monats

„Ein Identifikationsort für das ganze Dorf“

Die Marienkirche im oberfränkischen Watzendorf ist die „Kirche des Monats August 2023“ der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa). Mit großem Engagement vieler Gemeindemitglieder wird das historische Gotteshaus derzeit saniert.

Er hat sie zur Chefsache gemacht, die Sanierung der Marienkirche im oberfränkischen Watzendorf. Elmar Schramm ist in der Kirchengemeinde Watzendorf geboren und aufgewachsen, er ist Gemeinderat der rund 400 Kirchenmitglieder zählenden Gemeinde im Landkreis Coburg - und er kümmert sich um die „Bauangelegenheiten“ an der Kirche. Das Dach bedarf der Instandsetzung, „denn da hat es reingeregnet“. Nun wird also die alte Kopfbedeckung des Gotteshauses abgebaut, viel Expertise, neue Sparren und Ziegel sind nötig. Jeden zweiten Tag ist Elmar Schramm vor Ort, spricht mit Architekt und Handwerkern: „Gerade haben wir die defekten Querbalken der Kirchendecke ausgetauscht, bald können die Dachdecker neue Latten und Biberschwanz-Ziegel aufbringen.“

„ENDLICH GEHT ES LOS!“ war auf der Facebook-Seite der Gemeinde zu lesen, als im Mai die Gerüstbauer ihr Handwerk an der Chorturmkirche begannen. Dass die Watzendorfer sich für ihr Gotteshaus und das Gemeindeleben engagieren, zeigt sich aber auch ganz real. „Vor ein paar Jahren haben wir hier unsere Leichenhalle selbst neu gebaut“, berichtet Elmar Schramm stolz. Und in diesen Tagen kümmern sich Freiwillige aus dem Kirchenvorstand – „jetzt, wo das Gerüst da ist“ – um die äußere Wandverkleidung oberhalb der Sakristei, schleifen sie ab und streichen sie neu.

Ein Blick in die Baustelle: Dachstuhl und Ziegel werden derzeit erneuert.

Bild: Marienkirche Watzendorf

Der Dachstuhl der Marienkirche in Watzendorf bei der Sanierung 2023

Vieles fällt Elmar Schramm ein, wenn er nach dem Einsatz der Gemeindemitglieder für die Marienkirche gefragt wird. Die Fenster im Inneren werden ebenfalls von Freiwilligen abgeschliffen, ein Baustromverteiler ist zur Verfügung gestellt, ein Landwirt hat Müllcontainer beiseite geräumt. „Und natürlich machen wir die Kirche auch von innen wieder sauber.“ Auf diese Weise versuchen die Watzendorfer, die Kosten für die Sanierung zu senken. „Auch das Zusammenspiel mit der politischen Gemeinde läuft sehr gut“, betont der Vorsitzende. Obwohl insgesamt rund 780.000 Euro aufzubringen sein werden, ist der „Chef der Kirche“, wie sich Schramm selbst augenzwinkernd nennt, zufrieden: Ein finanzieller Grundstock ist durch den Verkauf des Pfarr- und Gemeindehauses gelegt. Die Stiftung KiBa fördert die Sanierungsarbeiten in diesem Jahr mit 10.000 Euro.

Bis zur Reformation war das ungewöhnlich große Gotteshaus eine viel frequentierte Wallfahrtskirche.

Bild: Marienkirche Watzendorf

Die Marienkirche in Watzendorf

Nicht nur, weil er in der Marienkirche getauft und konfirmiert wurde (geheiratet hat er seiner katholischen Frau zuliebe anderswo), fühlt sich Elmar Schramm mit dem Gotteshaus verbunden. Er schätzt seine „Historie“: „Bis Luther hier durchkam“, sei der für eine Dorfkirche ungewöhnlich große Bau eine Wallfahrtskirche gewesen, berichtet er. Schon 1452 habe der Würzburger Bischof Gottfried IV. Schenk von Limpurg Watzendorf zur selbständigen Gemeinde erhoben. Nach ihrer Zerstörung – vermutlich im Dreißigjährigen Krieg – wurde die Kirche 1733 neu erbaut. Seitdem prägt sie mit ihrem dreigeschossigen Kirchturm samt geschweiftem Helm das Ortsbild. Die Wände im Inneren des Chorraumes sind mit spätgotischen Fresken ausgemalt, die Kanzel, die auf einer Figur Johannes des Täufers ruht, stammt aus der Erbauungszeit des Gotteshauses.

„Es wäre töricht, diese Kirche verfallen zu lassen“, sagt Elmar Schramm - und meint damit nicht nur die Bedeutung der Marienkirche als (kunst)historisches Gebäude. Noch immer kommen rund 30 Menschen sonntags zum Gottesdienst, berichtet er, vergleichsweise viele für einen so kleinen Ort. „Wir sind da etwas traditioneller als andere. Hier hängt die Identifikation des ganzen Dorfes an der Kirche“.

01.08.2023
Stiftung KiBa

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