Friedrich Veit

Starb vor 75 Jahren: der ehemalige Kirchenpräsident Friedrich Veit

Bild: Bildrechte LAELKB Urheber unbekannt

75. Todestag von Friedrich Veit

Erinnerung an einen aufrechten Mann

Am Montag, 18. Dezember, begeht die Landeskirche den 75. Todestag von Kirchenpräsident Friedrich Veit. Aus diesem Anlass legt Regionalbischof Thomas Prieto Peral einen Kranz an seinem Grab auf dem Friedhof Bayrischzell nieder.

„Unsere Kirche verdankt Figuren wie Friedrich Veit ihre demokratischen Grundlagen.“ sagt Prieto Peral. Kirchenrat Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau wird den Kirchenpräsidenten an seinem Grab in einer Gedenkrede würdigen.

Von 1917 bis 1933 stand Friedrich Veit (1861-1948) an der Spitze der ELKB. Nach dem Ende der Monarchie entstand 1920 die neue Kirchenverfassung, die deutlich seine Handschrift trägt. Unter seiner Leitung schloss die bayerische Landeskirche, als erste Landeskirche überhaupt, im Jahr 1924 einen Staatskirchenvertrag. Veit war es auch, der sich intensiv für die Gründung des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes einsetzte, der Vorgängerinstitution der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und als Vorsitzender des Kirchenbundesrates von 1922 bis 1933 für den gesamtdeutschen Protestantismus eine Funktion ausübte, die derjenigen des heutigen EKD-Ratsvorsitzenden teilweise vergleichbar ist. Veit kritisierte öffentlich antisemitische Hetze und den Aufstieg der völkischen Bewegung. Nur wenige Wochen nach der nationalsozialistischen "Machtergreifung" wurde Friedrich Veit kirchenintern zum Rücktritt von seinen Ämtern am 11. April 1933 gedrängt.

"Der Rassenantisemitismus ist widerchristlich"

Schon im Herbst 1923 hat Friedrich Veit betont:„Der Rassenantisemitismus, der in der Coburger Warte in blutrünstiger Weise vertreten wird, ist nicht bloß unterchristlich, sondern widerchristlich […], eine Versündigung an des Herrn Geist.“ Die „Predigt völkischen Hasses [ist] mit der Predigt des Evangeliums schlechthin unvereinbar“.

Getreu seiner Haltung zum Nationalsozialismus in der Weimarer Republik fiel Friedrich Veits Reaktion auf die „Machtergreifung“ zurückhaltend aus. Der Kirchenpräsident rief noch am 13. März 1933 in einem Rundschreiben an alle Pfarrämter zur politischen Zurückhaltung auf: „Wir erwarten, dass unsere Geistlichen in der gegenwärtigen bewegten Zeit nicht vergessen, dass ihr erster Dienst ihrer Kirche und ihrem Amte zu gelten hat.“ Die Appelle zu parteipolitischer Zurückhaltung richteten sich zweifelsohne an nationalsozialistische Pfarrer, die, von der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler beflügelt, alle bestehenden Verbote zu parteipolitischem Engagement und zum propagandistischen Missbrauch von Gottesdiensten ignorierten.

"Wir werden es nicht stillschweigend hinnehmen können"

Auf den reichsweiten Boykott jüdischer Geschäfte, Arztpraxen und Anwaltskanzleien am 1. April 1933 und die gesamte antisemitische Hetze, die auch Christen jüdischer Herkunft traf, konterte der Kirchenpräsident: „Wir werden es in unserer Kirche nicht stillschweigend hinnehmen können, wenn Glieder unserer Kirche, die früher Juden waren und Jahrzehnte lang treue Mitglieder unserer Kirche waren, vor der Öffentlichkeit wegen ihrer Rasseabstammung gebrandmarkt werden.“

Als Reaktion auf das Schweigen des Kirchenpräsidenten zur „Machtergreifung“ in der Öffentlichkeit und seine innerkirchlichen Mahnungen wurde mit aller Gewalt seine Ablösung betrieben. Am 10. April schließlich wurde dem überraschten Kirchenpräsidenten in einer Landeskirchenratssitzung die Abdankungsbitte nachdrücklich angetragen. Friedrich Veit schrieb dazu in seinen Memoiren: „Ich war aufs tiefste betroffen, lehnte eine Antwort zunächst ab […]. Nach einer Nacht, in der ich nicht viel geschlafen […] habe, […] erklärte [ich] in einer kurzen Ansprache, dass ich entschlossen sei, mein Amt niederzulegen […] Jedes Jahr, wenn der 11. April wiederkehrt, ist er mir ein Tag stiller Trauer“. Friedrich Veit hat es nie verwinden können, dass er auf diese Art und Weise von seinen eigenen Kollegen zum Rücktritt gedrängt wurde.

Gedenkstunde in Bayrischzell

Es dauerte Jahrzehnte, bis die bayerische Landeskirche die Verdienste ihres ersten Kirchenpräsidenten angemessen würdigte und die kircheninternen Intrigen, die 1933 zu seinem Sturz führten, offenlegte und bedauerte. Mit der Gedenkstunde am 18. Dezember um 14 Uhr an seinem Grab in Bayrischzell ehren Regionalbischof Thomas Prieto Peral und Björn Mensing diesen aufrechten Mann.

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