Heute werde jede Regung, jede Meinung, jedes Bild in den sozialen Medien beurteilt: 'Dort wird mit einer Härte gerichtet, die unmenschlich ist', sagte Kopp.

Heute werde jede Regung, jede Meinung, jedes Bild in den sozialen Medien beurteilt: "Dort wird mit einer Härte gerichtet, die unmenschlich ist", sagte Kopp.

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Buß- und Bettag

Ein Tag der "Ent-Schämung"

Der bayerische Landesbischof Christian Kopp warnt in seiner Predigt am Buß- und Bettag vor der Urteilskultur in sozialen Medien und verweist auf die befreiende Kraft des Glaubens.

Der Buß- und Bettag ist für den bayerischen Landesbischof Christian Kopp ein Tag der "Ent-Schämung". "Gottes unbedingtes Ja, Gottes unumstößliche Liebe führt zu einem Leben, in dem ich 'Ja' zu mir sagen kann", sagte Kopp am Mittwoch in der St. Matthäuskirche in München im Gottesdienst zum Buß- und Bettag. In nahezu jedem Menschen stecke "eine unfassbar große Scham", die sie klein und leise werden lasse: "Die sozialen Medien haben die Scham industrialisiert."

Heute werde jede Regung, jede Meinung, jedes Bild in den sozialen Medien beurteilt: "Dort wird mit einer Härte gerichtet, die unmenschlich ist", sagte Kopp: "Ein falscher Satz, ein missverständliches Wort - und schon rollt die Welle."

Menschen tragen laut Kopp in sich das Gefühl, nicht zu genügen, nicht interessant genug zu sein, nicht perfekt, nicht jung, nicht schön genug: "Diese neuen Formen der Beschämung sitzen tief." Und sie führen dazu, dass man andere bewerte: "Die Scham verwandelt sich in Urteil" über andere und sich selbst. 

Aus dieser Scham könne man sich nicht selbst retten, erläuterte Kopp: "Gott ist es." Gottes Güte lasse einen umkehren, lasse einen umdenken, sich neu ausrichten und besinnen. Niemand müsse sich größer machen als er ist, aber auch nicht kleiner, sagte Kopp.

Diese "innere Freiheit" erwachse aus dem Vertrauen, "dass ich von Gott gehalten bin". Sie erwachse aus dem Vertrauen, dass man von Gott gesehen werde, "mit meinen Rissen, meinen Zweifeln, meinem Unvermögen".

Historischer Hintergrund und Buß- und Bettag heute
Den Buß- und Bettag gibt es seit 1852 - entstanden ist er also in einer Zeit der Krisen und Kriege in Europa. Obwohl er evangelisch geprägt ist, wurde er im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts immer häufiger auch in katholischen Gemeinden begangen. Der Buß- und Bettag soll ein Anlass sein, innezuhalten, Versöhnung mit anderen Menschen zu suchen und auch über eigene Fehler nachzudenken.

In Bayern ist der Buß- und Bettag heute kein gesetzlicher Feiertag mehr - er wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung abgeschafft. 

19.11.2025
epd

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