Die EJB soll sich stärker für eine konstruktive Diskussionskultur im digitalen Raum positionieren

Die EJB soll sich stärker für eine konstruktive Diskussionskultur im digitalen Raum positionieren

Bild: GettyImages

Evangelische Jugend

Für Respekt und Gerechtigkeit

Zu dem Thema „(christliche) Werte und Social Media“ traf sich die Landesjugendkammer der Evangelischen Jugend in Bayern (EJB) und beriet ferner  auch über ein Schutzkonzept bei sexualisierter Gewalt.

 „In digitalen Räumen müssen wir christliche Werte wie Respekt, Gerechtigkeit und Nächstenliebe sichtbar machen und leben“, betonte Max Wagner, Referent für Social Media bei der EJB, in seinem Impulsreferat. In vier Workshops setzten sich die Teilnehmenden mit dem Tradwife-Phänomen, Algorithmen, Rollenbildern sowie demokratiefeindlichen Inhalten und werteorientiertem Content in Social Media auseinander.

„Social Media beeinflusst die Wertewahrnehmung junger Menschen stark – bewusst oder unbewusst. Diskussionen sind kaum möglich, da viele vorgeschlagene Inhalte in abgeschirmten Blasen konsumieren und in fast geschlossenen Räumen diskutieren“, sagte Max Wagner. Ein sachlicher Austausch von Argumenten sei kaum mehr möglich, viel zu häufig werden emotionalisierte und vereinfachte Inhalte höher gerankt als wertebasierter Content. Umso wichtiger sei es, als Evangelische Jugend präsent zu sein, Orientierung zu geben und den digitalen Raum aktiv mitzugestalten. Laut Social-Media-Atlas 2025 verbringen 16- bis 19-Jährige etwa 4,5 Stunden täglich in sozialen Medien. Über 60 % der Jugendlichen fühlen sich dort regelmäßig mit problematischen Inhalten konfrontiert, so eine Untersuchung der Landeszentrale für politische Bildung Bayern. Besonders bei Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Queerfeindlichkeit sind junge Menschen verunsichert – daher ist es wichtig, christliche Stimmen der Vielfalt und Toleranz zu stärken. 

Die Bedeutung des Themas ist enorm, betonte Annabel Baumgardt, stellvertretende Vorsitzende der Landesjugendkammer: „Als christlicher Jugendverband wollen wir jungen Menschen Mut machen, ihre Überzeugungen auch online zu zeigen – empathisch, reflektiert und klar gegen Hass.“ Das bedeutet auch, sich gegen virale Trends zu äußern. „Unsere Werte wie Nächstenliebe, Respekt und Gerechtigkeit sind nicht verhandelbar – auch nicht im Netz.“ 

In der abschließenden Diskussion kristallisierte sich ein gemeinsames Ziel heraus: Die EJB soll sich stärker für eine konstruktive Diskussionskultur im digitalen Raum positionieren. Anstatt sich zurückzuziehen oder Verbote auszusprechen, soll die Social-Media-Kompetenz junger Menschen gestärkt werden. Formate wie „1 Monat – 1 Wert“ mit kurzen theologischen Begründungen oder kooperative Aktionen, z. B. mit dem Diakonischen Werk zum CSD Nürnberg am 9. August, sind geplant. Zudem sind ein gemeinsamer Verhaltenskodex für die EJB-Accounts, Vorlagen und Rahmen für wertebasierten Content auf Dekanats- und Verbandsebene sowie die verstärkte Sichtbarmachung vielfältiger junger Stimmen vorgesehen. „Wir wollen als EJB ein empowernder Raum sein – digital wie analog – und Menschen ermutigen, mit christlicher Haltung und Hoffnung für eine gerechte Welt einzutreten. Gerade Social Media kann ein sicherer Hafen werden, wenn wir ihn gemeinsam gestalten“, fasste Malte Scholz, Vorsitzender der EJB, zum Abschluss der Vollversammlung zusammen.

Die EJB hat auf der Vollversammlung der Landesjugendkammer wurde ferner ein umfassendes Schutzkonzept beschlossen. Es soll Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene konsequent vor sexualisierter Gewalt schützen – durch klare Standards, verbindliche Zuständigkeiten und gelebte Verantwortung. Ein interdisziplinäres Team aus Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen entwickelte das Konzept unabhängig vom bestehenden Präventionsprogramm „Bei uns nicht! “.

„Wir haben intensiv analysiert, wo wir stehen und was es braucht, um sichere Räume zu schaffen. Der Schutz beginnt bei einer klaren Haltung – und genau die steckt in unserem neuen Konzept“, sagt Merle Just, Sprecherin der Arbeitsgruppe Prävention. Eine umfassende Risiko- und Potentialanalyse unter Beteiligung aller relevanten Akteure bildete den Ausgangspunkt. Daraus leiteten sich spezifische Bedarfe und Handlungsfelder ab. Auf 16 Seiten enthält das Konzept verbindliche Verhaltenskodizes, Regelungen für digitale Räume, Qualifizierungsstandards, ein differenziertes Interventionsverfahren, ein strukturiertes Beschwerdemanagement sowie klare Zuständigkeiten. Zentral sind auch benannte Ansprechpersonen in allen Gremien und Awareness-Teams, die bei Veranstaltungen und Sitzungen präsent sein werden.

Das Schutzkonzept ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern Ausdruck evangelischer Werte: Respekt, Verantwortung und Achtsamkeit. Das unterstreicht auch Sabine Otterstätter-Schmidt, Referentin für Prävention in der EJB: „Die ForuM-Studie und unsere Erfahrungen zeigen: Prävention darf kein Lippenbekenntnis sein. Dabei geht es nicht nur um Strukturen, es geht um eine Kultur des Hinsehens, des Vertrauens und der Verantwortung.“ Mit dem neuen Schutzkonzept schaffe die EJB eine wichtige Grundlage dafür.

01.07.2025
EJB

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