Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm vor der Landessynode

Viele seiner Herzensthemen griff der Landesbischof in seinem letzten Bericht vor der Landessynode auf.

Bild: ELKB/mck

Bischofsbericht vor der Landessynode

"Mein Herz ist voller Dankbarkeit"

In seinem letzten Bericht vor der Landessynode sprach Heinrich Bedford-Strohm noch einmal die Themen an, die ihm besonders am Herzen lagen.

Darunter waren der Reformprozess, die finanzielle und personelle Situation der Landeskirche, der Umgang der bayerischen Landeskirche mit sexualisierter Gewalt und die weltweite Vernetzung der ELKB und Friedenspolitik.

Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten sieben Jahrzehnte, die mit den Stichworten „Individualisierung“ und „Pluralisierung“ beschrieben werden können, seien so grundlegend, so der Landesbischof, „dass auch eine Kirche, die wirklich im Kontakt sein will mit den Menschen und ihren Fragen, sich grundlegend verändern muss.“ Darauf habe der Prozess Profil und Konzentration reagiert. Die Umsetzung der Landesstellenplanung zeige, wie beherzt die Veränderungen angegangen würden. Es sei kein reiner Reduktionsprozess, „sondern ein nachhaltiger Gestaltungsprozess, der im Sinne von PuK kirchliche Inhalte und die dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen zusammendenkt.“

Finanzielle und personelle Situation

Auch über das neue Finanzkonzept, die mittelfristige Finanzplanung bis 2030, berichtete Heinrich Bedford-Strohm.  Die großen Finanzposten im kirchlichen Haushalt, so der Landesbischof, würden dafür eingesetzt, Personal zu finanzieren, das in den Gemeinden, in Seelsorge, diakonischem Engagement, religiöser Bildung und Kirchenmusik tätig sei. „Wir brauchen nicht weniger davon, sondern mehr!“ Deswegen erhoffe er sich eine neue Nachdenklichkeit in der Gesellschaft über die Rolle der Institution Kirche. „Eine erschreckend hohe Zahl von 48.542 Menschen sind im vergangenen Jahr aus unserer evangelischen Kirche in Bayern ausgetreten.“ Durch weniger Mitglieder und weniger Finanzen würde manches der segensreichen Arbeit der Kirchen nicht mehr möglich sein.

Der Landesbischof zum Thema sexualisierte Gewalt in der ELKB

Aufbruchstimmung und Niedergeschlagenheit

Bei Besuchen von Gemeinden und Dekanaten habe er in den letzten Monaten sowohl Aufbruchsstimmung und Lust an der Veränderung als auch Niedergeschlagenheit erlebt, so der Landesbischof. Das gehe ihm sehr nahe. Als eine „mutige Aktion“ bezeichnete der Landesbischof – als eine von vielen Projekten – die Aktion „Einfach heiraten“. Es sei deutlich geworden, „wie wunderbar es ist, wenn Menschen einfach Gottes Segen für ihre Beziehung erbitten und sich dadurch stärken lassen.“  Eindringlich warb Heinrich Bedford-Strohm für den Besuch des Kirchentags in Nürnberg. "Niemand im protestantischen Bayern ... sollte sich diese Tage in Nürnberg entgehen lassen.“

"Wir lernen immer wieder dazu"

Einen wichtigen Teil des Berichts nahm das Thema der sexualisierten Gewalt in der Kirche ein. Es rufe immer wieder neu Scham in ihm hervor, wenn er daran denke, „dass wir als Kirche diejenigen, die solche sexualisierte Gewalt im Raum der Kirche erfahren haben, davor nicht schützen konnten“. Die Landeskirche habe die Wichtigkeit dieses Themas erkannt, dennoch komme sie mit ihren Möglichkeiten immer wieder an ihre Grenzen. Selbstverständlich würden zur Ahndung von Verbrechen immer die entsprechenden Taten an die Staatsanwaltschaft weitergegeben. Vom Staat erhoffe er sich Unterstützung hinsichtlich angemessener Anerkennungsleistungen, so der Landesbischof. „Wir brauchen einheitliche gesellschaftliche Standards für einen gerechten Ausgleich. Und dazu brauchen wir dringend eine staatlich eingesetzte Kommission, die die Standards für die ganze Gesellschaft festlegt. Ich sichere schon jetzt für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern zu, dass wir alles zahlen werden, was diese Kommission an Leistungen festlegt.“

"Gewalt ist immer eine Niederlage". Der Landesbischof zur Friedenspolitik

„Gewalt ist immer eine Niederlage“

Weitere Themen des Bischofsberichts waren die Staatsleistungen und die weltweiten Partnerschaften der ELKB. Der Landesbischof begrüßte die internationalen Gäste und erzählte von der Intensität von geschwisterlichen Begegnungen in Partnerkirchen. Es sei vor allem die weltweite ökumenische Gemeinschaft, die es ihm unmöglich machten, den Gebrauch von Waffen prinzipiell für ethisch unmöglich zu erklären, so der Landesbischof. „So sehr mich Gewissensnöte bei dem Gedanken plagen, selbst Menschen zu töten, so wenig kann ich es mit meinem Gewissen vereinbaren, den Schutz durch Waffen kategorisch abzulehnen und damit wehrlose Menschen schutzlos brutaler Gewalt auszuliefern…Gewalt ist immer eine Niederlage. Aber auch die Verweigerung der Unterstützung militärischer Defensivgewalt kann mit schwerer Schuld verbunden sein. So oder so können wir nur leben in der Hoffnung auf Gottes Vergebung.“

„Mein Herz ist voller Dankbarkeit“

Zum Schluss hielt der Landebischof eine kurze Rückschau auf Stationen seines Bischofsamts: Sein Herz sei voller Dankbarkeit. „Dass wir als evangelische Kirche …so viele Menschen haben, die sich mit all ihren Kompetenzen, mit ihrer Zeit, mit viel Liebe für ihre Kirche haupt- und ehrenamtlich engagieren und diese Kirche selbst gestalten, das ist ein riesengroßer Schatz.“ Mit langanhaltendem, stehendem Applaus bedankte sich die Landessynode bei Heinrich Bedford-Strohm.

31.03.2023
Anne Lüters

Mehr zum Thema

weitere Informationen zum Artikel als Downloads oder Links