Augsburger Hohen Friedensfest 2021

Das Kulturprogramm zum Augsburger Hohen Friedensfest 2021 beginnt am 21. Juli 2021.

Bild: friedensstadt-augsburg.de

Augsburger Hohes Friedensfest 2021

„Für_Sorge“

Das Kulturprogramm zum Friedensfest*21 beschäftigt sich vom 21. Juli bis 8. August mit dem Thema Fürsorge. Mehr als 70 Partner*innen sind an dem Programm beteiligt. Die Veranstaltungen finden offline und online statt.

„Mut“, „Freiheit“, „Utopien“ und nun „Für_Sorge“: Wie in den Jahren zuvor widmet sich das Friedensfest Kulturprogramm forschend und feiernd, experimentierend und diskutierend einem Thema, das für das Zusammenleben bedeutsam ist. Es bietet Inspiration und Möglichkeit zum Austausch. Und zwar mit vielfältigen Kooperationspartner*innen und Formaten: mit Diskussionen, Konzerten, Performances, Ausstellungen Beteiligungsmöglichkeiten und vielem mehr.

Was ist Fürsorge? „Fürsorge“ – oft auch mit dem englischen Care umschrieben – umfasst eine Vielzahl von Bedeutungen, die von Betreuung über Versorgung, Sorgfaltspflicht, Achtsamkeit und Zuwendung bis hin zu Pflege reichen. Fürsorge bedeutet zunächst Sorge für andere Personen oder eine Gruppe von Personen wie zum Beispiel die Familie, den Freundeskreis, im Sportverein usw. Fürsorge geschieht privat und freiwillig oder ist gesetzlich verpflichtend, d.h. der Staat muss für die Fürsorge sorgen.

Augsburger Hohes Friedensfest

Das Augsburger Hohe Friedensfest wird seit 1650 am 8. August begangen. Ursprünglich feierten die Augsburger Protestanten damit das 1648 durch den Westfälischen Frieden eingeleitete Ende ihrer Unterdrückung während des Dreißigjährigen Krieges. Heute ist das Friedensfest ein auf das Augsburger Stadtgebiet beschränkter gesetzlicher Feiertag, womit Augsburg die meisten gesetzlichen Feiertage in Deutschland besitzt.

Kulturprogramm zum Augsburger Hohen Friedensfest 2023

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Die Corona-Pandemie verdeutlicht die Wichtigkeit der Fürsorge und Pflege und unsere Verantwortlichkeit sowohl für die Fürsorgeempfänger als auch für die Fürsorgenden. Die breite Diskussion über die Anerkennung der Pflegeberufe wirft viele Fragen auf: Wer übernimmt Care-Arbeit? Wer bekommt Care-Arbeit? Ist das abhängig vom Geschlecht? Von Alter, Herkunft, sozialem Status, Religion, Behinderung, sexueller Orientierung? Wir steht es um die Selbstfürsorge?

Als Fürsorge wird aber auch die Erhaltung von Lebewesen und deren Umwelten verstanden, z.B. Naturschutz, Artenschutz und Klimaschutz. In einem weiteren Umfeld ist unter Fürsorge auch eine soziale kreative und politische Strategie zu verstehen. Inwieweit kann Fürsorge ein Modell für politisches Handeln im Alltag sein? „Fürsorge ist mehr als Pflege. Sie ist in vielen Religionen und Weltanschauungen ein ethisches Konzept, das unser Miteinander sowohl im privaten als auch im gesellschaftlichen Bereich wie z.B. am Arbeitsplatz, im Bezug zur Umwelt, Wirtschaftssystem und globale Zusammenhängen prägt. Fürsorge ist eine Verpflichtung zu Solidarität“, so die Leiterin des Friedensbüros, Christiane Lembert-Dobler.

Warum „Für_Sorge“? Mit dem Unterstrich will das Friedensbüro den Wechsel zwischen Sorge und Fürsorge verdeutlichen und die Ambivalenz zeigen, die in der Care-Debatte steckt, z.B. die Gefahr des Umkippens in eine bevormundende Fürsorge. „Weder Sorge noch Fürsorge ist immer eindeutig gut oder schlecht“, so Christiane Lembert-Dobler.

Zu den rund 70 Veranstaltungen des Kulturprogramms Friedensfest*21 gehören unter anderem eine Kooperation mit dem Staatlichen Textilmuseum (tim), dessen Ausstellung „Who cares?“ Formen der Solidarität unter die Lupe nimmt. Einige Veranstaltungen von Friedensfest*21 werden im tim im Mittelshed oder in der Ausstellung selbst stattfinden. Das Friedensbüro importiert den „Care-Slam“ von Berlin nach Augsburg, bei dem Expertinnen und Experten des Pflegealltags ihre Anliegen auf die Bühne bringen. Die Musiker Maxi Pongratz und Micha Acher (The Notwist) vertonen mit „Musik für Flugräder“ die phantastischen Ideen des „Ikarus vom Lautertal“, Gustav Mesmer, der 35 Jahre gegen seinen Willen in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht war. Mit dem „Leuchtenfeld“ soll die Kunst und Landschaftsinstallation des international bekannten Künstlers Markus Heinsdorff nach Augsburg kommen.

Feministische Aspekte sind im diesjährigen Programm stark vertreten, was umso erfreulicher ist, da 80% der Carearbeit von Frauen erledigt werden. Zum Beispiel die Ausstellung „Faces of Moms* – Fotografien zur Mutterschaft“. Fragen von Religion und Fürsorge werden z. B. thematisiert beim Interreligiösen Frauendialog „Vergelt’s Gott – Care-Arbeit zwischen Emanzipation und Abhängigkeit“. Zum ersten Mal ist die Frauenakademie München (FAM) mit dem FAM*Lab dabei und wird bei „Politik am Küchentisch“ feministische Perspektiven auf gerechtes Sorgen werfen.

Auch bekannte Formate sind wieder Teil des Friedensfest Kulturprogramms, wie zum Beispiel die Peace Summer School, der Politik-Talk und das Mural – diesmal mit einer Wandgestaltung in der Gögginger Straße von Daniel Döbner. Beim „Festival der Kulturen“ gibt es vom 29.7. bis 31.7. und am 7.8. internationale Weltmusik-Konzerte aus Iran, Marokko, Frankreich, Spanien u. a. im Annahof und auf der Freilichtbühne. Das Kinderfriedensfest arbeitet an pandemietauglichen Formaten. Zum Festprogramm am Hohen Friedenfest am 8. August gehören traditionell die ökumenischen Gottesdienste. Am Vorabend des Friedensfestes lädt der Runde Tisch der Religionen zu einem öffentlichen Gebet, dem „Multireligiösen Friedensgebet“ ein. Die Friedenstafel wird auch in diesem Jahr in Form von kleinen Friedenspicknicks und unter dem Motto #friedenteilen stattfinden.

Augsburger Friedensbild 2021 hat den Klimawandel im Blick

»Sorgst du dich? Um wen, um was und wie? #Für_Sorge« lautete das Thema des Malwettbewerbs des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Augsburg. Die 14-jährige Albina Ballert, aus der Klasse 8c des Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen ist die diesjährige Preisträgerin. Am 9. Juli ist ihr Gemälde zum Augsburger Friedensbild 2021 gekürt worden. Es ziert das Plakat zum Augsburger Hohen Friedensfest.

Albinas Bild zeigt ein großes Auge, aus eine Weltkugel den Betrachter in den Blick nimmt. Die Wimpern sind zu verdorrten Pflanzen geworden. Der Hintergrund erscheint grau und wolkenverhangen.

Albina hat sich bei ihrer Themenwahl auch von Fridays for Future inspirieren lassen: „Umweltschutz wird immer wichtiger. Ich wollte ausdrücken: Das menschliche Auge sieht den Planeten Erde, aber es sieht all das Schlechte nicht“.

Stadtdekan Michael Thoma würdigte das Kunstwerk im Rahmen der Preisverleihung. „Damit wir in der heutigen Zeit lebensfähig sind, ist es wichtig, die ganze Welt im Blick - das heißt im Auge -zu haben. Das bringt das Bild in genialer Weise zum Ausdruck. Dabei ist es nicht komplett hoffnungslos und von absoluten Verzweiflung geprägt – im Gegenteil: das Blau und der Schimmer im Auge weisen für mich hin, auf unsere Chance zur Veränderung und Bewahrung der Schöpfung.“

12.07.2021
www.friedensstadt-augsburg.de

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