Der frühere bayerische Landesbischof war am 3. September nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben.

Der frühere bayerische Landesbischof war am 3. September nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben.

Bild: ELKB/Mölkner-Kappl

Abschied von Johannes Friedrich

Bischof, Theologe, Brückenbauer und Menschenfreund

Mit einem bewegenden Gottesdienst in St. Lorenz und der Beisetzung am Johannisfriedhof haben Kirche, Politik und Gesellschaft Altbischof Johannes Friedrich verabschiedet. RednerInnen würdigten ihn als Brückenbauer und Menschenfreund.

Mit großer Anteilnahme haben am Freitag Weggefährten, kirchliche und politische Vertreter*innen sowie Angehörige in der Nürnberger Lorenzkirche den verstorbenen Alt-Landesbischof Johannes Friedrich verabschiedet. Der frühere bayerische Landesbischof war am 3. September nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben. Nach dem Trauergottesdienst wurde er auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg beigesetzt.

Immer wieder kämpfte sich die Sonne an diesem Vormittag durch die Wolken und fällt durch die bunten Fenster der Nürnberger Lorenzkirche auf die zahlreichen Wegbegleiter, die sich vom Alt-Landesbischof verabschiedeten.

Unter den Trauergästen befanden sich neben Familie und Freunden auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU), der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sowie die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch.

In seiner Predigt würdigte Landesbischof Christian Kopp seinen Amtsvorgänger als "zielstrebigen Macher und Freund des Lebens". "Ein großer Evangelischer aus Bayern ist gestorben", sagte Kopp. Friedrich habe seine Kirche mit unermüdlichem Einsatz geprägt:

"Sein Tag war von morgens bis in die Nacht mit Arbeit gefüllt – und trotzdem hat er gesungen und gepfiffen, wo er nur war."

Kopp erinnerte zugleich an die schweren letzten Jahre, in denen Friedrich durch Krankheit zunehmend eingeschränkt war. "Es ist unfair – so hat er es selbst einmal gesagt. Er hatte noch so viel vor."

Gerade in dieser Zeit seien für ihn die Worte aus Psalm 23 wichtig geworden: "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln." In dieser Gewissheit der Liebe Gottes habe Friedrich gelebt und sei auch "in sie hinein" gestorben.

Abschied von Altbischof Johannes Friedrich

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Besonders eindrücklich würdigte Charlotte Knobloch den Verstorbenen als einen "herausragenden Seelsorger, einen besonderen Hirten und Menschen". Sein Wissen über das Judentum sei bewundernswert gewesen, sein Engagement gegen Antisemitismus vorbildlich.

Das von ihm initiierte Bayerische Bündnis für Toleranz zeuge bis heute von dieser Haltung: "Johannes Friedrich war a Mentsch." Das jiddische Wort Mentsch heißt wörtlich "Mensch", meint aber viel mehr: einen aufrechten, anständigen und verantwortungsvollen Menschen mit Herz und Haltung. Wird jemand als "a Mentsch" bezeichnet, ist das ein besonderes Lob.

Die Präsidentin der Landessynode, Annekathrin Preidel, erinnerte an Friedrichs Wirken auf landeskirchlicher, nationaler und internationaler Ebene. Prägende Spuren habe Friedrich auch in Nürnberg hinterlassen, etwa mit der Neugestaltung des Bibelmuseums. "Seine Energie, seine Authentizität, seine Klarheit im Bekenntnis, seine Zugewandtheit und seine Menschenfreundlichkeit haben viel Segen gebracht."

Als Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (ab 2002) und Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (ab 2005) habe er das lutherische Profil "als Quelle geistlicher Kraft" geschärft.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erinnerte an Friedrich als "einen großen Menschen, obwohl er das nie sein wollte", der auf seine Aufgabe als Dorfpfarrer im fränkischen Bertholdsdorf fast stolzer gewesen sei als auf sein vorheriges Amt als Landesbischof. "Er war jemand, den man gern sah, mit dem man gern redete und dem man gern zuhörte", sagte Söder. Friedrich habe sich immer für die politische Stimme der Kirche eingesetzt, er sei ein guter Prediger, aber vor allem ein großer Reformer gewesen.

Zu Tränen rührte viele Trauergäste die Ansprache von Friedrichs ältester Enkeltochter Zoë. Sie erinnerte sich in liebevollen Worten an ihren "Popa" getauften Großvater, der ihr am Wochenende Marmeladenbrote schmierte und sie nach dem gemeinsamen Besuch der Kirche nach ihrer Meinung zu den Predigten fragte. Sie wisse, wie einflussreich ihr Opa war, "doch am prägendsten bleibt meine Erinnerung an ihn als einen großzügigen, liebevollen, zugewandten und aufmerksamen Menschen".

Friedrich war von 1999 bis 2011 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Zuvor wirkte er unter anderem als Nürnberger Stadtdekan und sechs Jahre als Propst der deutschsprachigen Gemeinde in Jerusalem. Als Theologe prägte er zentrale ökumenische und interreligiöse Initiativen, engagierte sich für das Miteinander von Christen und Juden ebenso wie im Dialog mit Muslimen.

Neben seinem kirchenleitenden Wirken war Friedrich ein Familienmensch. Ehefrau Dorothea, mit der er bereits im Kindesalter beim Krippenspiel auf der Bühne stand, begleitete ihn über Jahrzehnte.

Nach dem Gottesdienst in St. Lorenz wurde Johannes Friedrich im engsten Kreis auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg beigesetzt. Die Trauergemeinde verabschiedete sich von einem Bischof, der Theologe, Brückenbauer und Menschenfreund zugleich war – und dessen Wirken in Kirche, Gesellschaft und Ökumene weit über Bayern hinaus Spuren hinterlassen hat.

12.09.2025
Julia Riese/Oliver Marquart