Wo verläuft die Grenze zwischen kreativem Deuten und Verdrehen, zwischen Auslegung und Instrumentalisierung?
Bild: Bibelmuseum Nürnberg
Bibel Museum Bayern
Wer hat das letzte Wort?
Bis heute ist die Bibel fester Teil unserer Gesellschaft. Bis heute wird sie auf vielfältige Weise zitiert – und dabei manchmal auch verdreht oder für eigene Zwecke benutzt. Beispiele für die Verwendung von Bibeltexten gibt es viele: vom kirchlichen und alltäglichen Gebrauch über die Literatur bis hin zu Werbung und Politik. Dabei werden die Bibelworte oftmals aus ihrem ursprünglichen Sinnzusammenhang gerissen und in einen neuen Zusammenhang gestellt. Das verändert aber auch ihre Botschaft.
Doch wo verläuft die Grenze zwischen kreativem Deuten und Verdrehen, zwischen Auslegung und Instrumentalisierung? Diesen Spannungsfeldern widmet sich das BIBEL MUSEUM BAYERN in seiner neuen Sonderausstellung.
Zwei neu erworbene Donald-Trump-Bibeln aus den USA sind in der neuen Ausstellung im Bibelmuseum Bayern zu sehen. Eine der beiden Trump-Bibeln ist mit dem Zusatz "The Day God Intervened” (deutsch: Der Tag, als Gott eingriff) versehen, in Anspielung auf das Attentat auf den US-Präsident am 13. Juli 2024.
Die gezeigte Bibel diene zur Illustrierung der "Karriere eines Bibelworts". Der Spruch aus dem Buch Jesaja im Alten Testament "Gott mit uns" sei nicht nur ins Neue Testament eingegangen, sondern immer wieder von Armeen verwendet worden. Sowohl die schwedischen Truppen im 30-Jährigen Krieg als auch die Reichswehr und schließlich die Wehrmacht brauchten die Worte für ihren Kampf.
Eine Gratwanderung sei immer wieder die Verwendung der Bibel für die Werbung, sagte die stellvertretende Museumsleiterin. Eine Immobilienfirma nutzte das Vater Unser für den Slogan "Deine Villa geschehe", ein türkischer Raki-Hersteller drehte für sein Getränk einen TV-Spot mit einer Abendmahlsszene, bei der Jesus und seine Jünger Anisschnaps trinken.
Anhand eindrucksvoller Beispiele illustriert die Ausstellung die Rezeptionsgeschichte von Bibeltextenaus in Vergangenheit und Gegenwart. Gleichzeitig laden mehrere Mitmachstationen Besucherinnen und Besucher dazu ein, selbst kritisch hinzusehen und eigene Positionen zu entwickeln. Denn: Der Umgang mit Bibeltexten unterscheidet sich nicht vom Umgang mit anderen Quellen – ob in Medien, Politik oder Alltag.
28.10.2025
Bibel Museum Bayern/epd