Ziel des Projekts „SPEKTRUM“ ist es, Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschlecht, Religion und körperlicher Beeinträchtigung eine Möglichkeit zu geben, ihre Erfahrungen und Meinungen in Bezug auf Diskriminierung und Ausgrenzung zu äußern und ins Gespr
Bild: zett Magazin
Filmprojekt „SPEKTRUM“
Welche Position nimmst du ein?
Das Integrative Filmprojekt „SPEKTRUM“ lädt dazu ein die eigene Haltung zu reflektieren und andere Perspektiven wahrzunehmen. Jetzt wurde das Projekt mit dem VIEL-Preis des Bayerischen Jugendrings ausgezeichnet.
„Ich habe selbst Rassismus in Deutschland erlebt und wollte die Gesellschaft darauf aufmerksam machen.“ So erklärt Filmemacher und Projektinitiator „Speedy“ seine Motivation für „SPEKTRUM“. Er kam selbst als Geflüchteter aus Äthiopien nach Deutschland und wollte anderen ebenfalls die Möglichkeit geben ihre Erfahrungen zu teilen.
Gemeinsam mit dem Jugendmigrationsdienst (JMD) der Evangelischen Jugend Nürnberg produziert er seit Februar 2022 Videoeinheiten für das Projekt „SPEKTRUM“. Seit Juni 2023 ist als zusätzlicher Kooperationspartner die „Mühlenbande“, eine inklusive Freizeitgruppe für junge Erwachsene mit und ohne Behinderung des Evangelischen Stadtteilhauses leo, dabei.
Das Prinzip jeder Einheit des Integrativen Filmprojekts „SPEKTRUM“ ist gleich: Im Durchschnitt sind pro Thema fünf bis sechs Teilnehmende dabei. Zu verschiedenen Thesen rund um das jeweilige Thema stellen sie sich auf markierte Felder und positionieren sich so im Spektrum der Antwortmöglichkeiten von „Ich stimme voll zu“ bis „Ich stimme gar nicht zu“. Anschließend geben die Teilnehmenden ein kurzes Statement zu ihrer Position ab. Das alles wird gefilmt, von Projektmanager „Speedy“ geschnitten und auf Youtube veröffentlicht. „In meiner Heimat war ich Filmemacher. In Deutschland konnte ich in dem Beruf nicht arbeiten“, erzählt Speedy. „Ohne sein KnowHow und seine Erfahrung hätte es das Projekt nicht gegeben“, ergänzt JMD-Referentin Monika Hopp.
Ziel des Projekts „SPEKTRUM“ ist es, Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschlecht, Religion und körperlicher Beeinträchtigung eine Möglichkeit zu geben, ihre Erfahrungen und Meinungen in Bezug auf Diskriminierung und Ausgrenzung zu äußern und ins Gespräch zu kommen. Es regt dazu an, über die unterschiedlichsten Standpunkte zu diskutieren und Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Über das Drehen und Veröffentlichen der Einheiten hinaus, werden die Videos für Workshops, Seminare, Einheiten mit Schulklassen und interkulturelle Trainings genutzt.
Insgesamt 19 Folgen sind bereits entstanden, weitere in Arbeit. Die Themen reichen von „Wo erlebe ich Rassismus?“ über „Denken alle Männer/Frauen gleich?“ bis hin zu „Fühle ich mich in meinem Wohnort zuhause?“ Nach den Dreharbeiten besteht für die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich ohne Kamera weiter über die verschiedenen Positionen auszutauschen und das Erlebte zu reflektieren. Oft entstehen so abseits der Kamera weitere intensive Gespräche. Alle bisher veröffentlichten Folgen sind zu finden unter https://www.ejn.de/spektrum/
In diesem Jahr erhält das Projekt den VIEL-Preis des Bayerischen Jugendrings (BJR), der Gruppen und Organisationen in der Jugendarbeit als Auszeichnung für ihr hervorragendes Engagement für eine vielfältige und rassismuskritische Jugendarbeit würdigt. Prämiert wird jährlich ein Projekt, das sich das Ziel gesetzt hat, Vielfalt zu fördern oder das sich gegen die Bedrohung von Vielfalt wendet.
„Projekte wie SPEKTRUM bestärken mich in der Zuversicht, dass Engagement und Ideen von jungen Menschen, die nach Deutschland geflüchtet oder zugewandert sind, in den Jugendverbänden noch viel bewegen können“, freut sich BJR-Präsident Philipp Seitz bei der Preisverleihung am 27. September in LUX-Junge Kirche Nürnberg. „Sie bereichern unsere Arbeit und unser Miteinander. Für die jungen Leute selbst bedeutet die Erfahrung, dass ihre Eigeninitiative anerkannt wird und konkrete Ergebnisse zeigt, echte Stärkung und Motivation. Solche Erfahrungen sind zentral für die Integration in unsere Gesellschaft“. Auch bei den Projektbeteiligten ist die Freude über die Auszeichnung groß. Mit dem Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro können weitere Einheiten für SPEKTRUM produziert werden.
10.10.2024
zett Magazin/Daniela Schremser