Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bei seinem Besuch an der ungarisch-ukrainischen Grenze. Video Minkus/Breit

Besuch an der Grenze

Überall Schmerz, Trauer und Angst

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Oberkirchenrat Michael Martin haben am Sonntag mit Flüchtlingen an der ungarisch-ukrainischen Grenze gesprochen.

Die Atmosphäre dort sei sehr beklommen, sagte der Landesbischof nach seinem Besuch. Es gebe dort kein Lächeln; überall spüre man Schmerz, Trauer und Angst.
Gleichzeitig sei er aber beeindruckt von der Hilfsbereitschaft vor Ort. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn (ELKU), eine Partnerkirche der bayerischen Landeskirche, mit ihren insgesamt 215.000 Mitgliedern versorgt Geflüchtete in Kölcse nahe der Grenze.

Besuch an der Grenze zur Ukraine

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Menschen brächten Essenspakete und hätten in Kölsce in einer Turnhalle ein Aufnahmelager mit 600 Betten organisiert. Ehrenamtliche schmierten jeden Morgen 1.000 Brote, berichtete der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. „Die lutherische Kirche engagiert sich hier eindrucksvoll“. Die Fürsorge und das Zusammenwachsen zu sehen sei bewegend.

Weiter sprach sich Bedford-Strohm dafür aus, besser Geld zu spenden als Waren. Die Hilfstransporte seien nicht so effektiv wie Geld, Benötigtes könne damit vor Ort gezielter direkt gekauft werden, sagte er und verwies an Spendenmöglichkeiten etwa über die Diakonie Katastrophenhilfe oder über die bayerische Landeskirche.

Im Gespräch mit den Menschen, die wegen des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine ihre Heimat verlassen mussten, habe er versucht, zu trösten. Er habe den Geflüchteten gesagt, dass sie niemals ihre Träume aufgeben dürften und dass sie zuversichtlich bleiben sollten, erzählte er. Auch habe er ihnen den Segen Gottes gewünscht und versichert, dass er für sie beten werde.

Spendenkonto für die Ukraine

Landeskirchenkasse der ELKB
Evangelische Bank eG
IBAN DE57 5206 0410 0001 0101 07
Stichwort „Ukraine – SN00-0005“

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Der Ohnmacht begegnen

Für die Menschen in Deutschland, die inmitten der Corona-Pandemie nun mit der nächsten Katastrophe konfrontiert sind und langsam den Glauben an das Gute verlieren, zeigte er Verständnis. Alle erlebten gerade eine Ohnmachtserfahrung, es breche nun wieder etwas über die Menschen herein, ein Krieg mitten in Europa, „das war - zumindest für mich - schlicht nicht vorstellbar“, sagte der Bischof. Man könne dieser Ohnmacht nur begegnen, indem man zusammenstehe, sie teile und gemeinsam aushalte. Und indem man das wenige tue, was aktuell möglich sei: Spenden, beten, an die Menschen denken und sich solidarisch zeigen.

Für diejenigen, die aus der Ukraine nach Bayern kommen, wolle die evangelische Kirche ebenfalls ganz konkret da sein, sagte der Bischof. Er habe bereits mit dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) telefoniert und die Landeskirche plane, den Freistaat bei der Unterbringung der Geflüchteten zu unterstützen. Hier wolle man zeitnah etwas anbieten.

Ganz Europa muss helfen

Insgesamt ließen sich dieser Krieg und seine Folgen nur gemeinsam lösen, sagte Bedford-Strohm: Bayern, Deutschland und ganz Europa müssten nun helfen, vor allem mit „viel Geld“. Zur Unterstützung der evangelisch-lutherischen Gemeinden in der Ukraine und als Hilfe für die Arbeit der lutherischen Kirchen in Polen, Tschechien und Ungarn hat die bayerische Landeskirche bereits 180.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Begleitet wurden Bedford-Strohm und Oberkirchenrat Michael Martin, der zuständig für die Partnerschaft zwischen der bayerischen Landeskirche und der ELKU ist, von dem ungarischen Bischof Péter Kondor.

07.03.2022
epd

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