Psychische Gesundheit in der Jugendarbeit

Nach einer Einführung ins Thema können die Ehrenamtlichen einen von vier Schwerpunkten auswählen, den sie im Laufe des Konvents gemeinsam mit Fachreferent_innen aus ganz Deutschland vertiefen.

Bild: EJB

Landesjugendkonvent 2021

Psychische Gesundheit in der Jugendarbeit

„Lasst uns drüber reden!“ Unter diesem Motto befassen sich die Delegierten des Landesjugendkonvents vom 24. bis 27. Juni mit dem Thema „Psychische Gesundheit in der Jugendarbeit“.

170 ehrenamtlich Engagierte der Evangelischen Jugend aus den Dekanaten und Verbänden Bayerns nehmen Ende Juni an der Vollversammlung teil. Der Landesjugendkonvent wird aufgrund der aktuellen Lage, wie im vergangenen Jahr auch, wieder online stattfinden.

Psychische Gesundheit ist in unserer Gesellschaft noch immer mit vielen Vorurteilen und Fehlinformationen behaftet. Zuletzt häuften sich auch die Berichte, wie sehr die Corona-Pandemie junge Menschen belastet. Den Ehrenamtlichen ist es wichtig, das Thema mit der nötigen Sensibilität zu behandeln. Sie legen den inhaltlichen Fokus auf psychische Gesundheit, nicht auf Krankheit.

Was dieses Thema für die Evangelische Jugend bedeutet, erklären Johanna Rischer, die den Antrag am Konvent mit eingebracht hat, Sabine Wendler, die das Thema mit vorbereitet und Daniel Blümlein, der selbst Depressionen im Interview.

Warum ist das Thema wichtig?
Johanna: Vermutlich haben wir alle mindestens eine Person im Umfeld, der es (gerade) psychisch nicht gut geht. Nur weil wir dies oft nicht sehen können, ändert das nichts an der Realität. Außerdem belastet auch die Pandemie zunehmend mehr Menschen.
Daniel: Das Thema ist deshalb so wichtig, weil für viele Betroffene nicht klar ist, wo und wie sie sich Hilfe holen können. Sie haben oft große Angst sich einzugestehen, dass etwas gerade nicht stimmt, geschweige denn, sich Hilfe zu suchen. Aussagen wie „stell Dich nicht so an“, „der/die war schon mal in der Klapse“ oder „die/der ist doch verrückt “ zeigen, wie viel Unverständnis, Unwissenheit und Vorverurteilung es hier noch gibt.
Sabine: Unsere Gesellschaft ist geprägt von Leistung, Zeitdruck und Effizienz. Manchmal könnte man meinen, es zählt nur höher, schneller, weiter, um als Mensch Anerkennung zu erfahren. Um den vielen, oft hohen Erwartungen und Leistungsanforderungen gerecht zu werden, ist es wichtig, sich mit der eigenen psychischen Gesundheit und auch der gesellschaftlichen Dimension davon zu beschäftigen.

Was kann hier Evangelische Jugend leisten?
Johanna: Evangelische Jugendarbeit kann Offenheit zeigen - es ist okay, krank zu sein, physisch wie psychisch. Wenn wir besser für dieses Thema sensibilisiert sind, können wir vielleicht Menschen erkennen, denen es nicht gut geht und ihnen helfen, z.B. auf Beratungsstellen verweisen. Oder es kann auch helfen, jemandem aufmerksam zuzuhören, wenn ein bestimmter Inhalt gerade einfach raus muss.
Daniel: Wir als Evangelische Jugend können Aufklärung bei unseren Aktionen, Freizeiten und Veranstaltungen leisten und zeigen, wo und wie man sich Hilfe holt. Wir können unsere ehrenamtlichen schulen, damit sie im Alltag besser mit dem Thema umgehen können und Barrieren und Stigmatisierungen abbauen. Ich denke, dass wir als EJB die Reichweite haben, da richtig was zu bewegen.
Sabine: Wir können jungen Menschen vorleben, dass Leistung nicht alles ist, was zählt. Wir sind von Gott bedingungslos angenommen, unabhängig von Leistung, einfach, weil Du bist, wie Du bist.

Amt für Jugendarbeit

Cover des Buches Amt für Jugendarbeit: zett die Zeitung für evangelische Jugendarbeit in Bayern:

zett die Zeitung für evangelische Jugendarbeit in Bayern: "Wie geht's dir?"

mit dem Schwerpunkt "Psychische Gesundheit in der Jugendarbeit“. Ausgabe Juni 2021.

Was ist Dir bei diesem Thema besonders wichtig?
Johanna: Mir ist es wichtig, nicht zu schnell zu urteilen. In meiner optimalen Utopie könnten Betroffene offen über ihre Situation reden, weil sie darauf vertrauen, dass wir ihnen zuhören und uns bemühen, sie so gut wie möglich zu verstehen. Etwas plötzlich nicht mehr verheimlichen zu müssen, kann bestimmt eine große Last von den Schultern nehmen. Offen damit leben und vielleicht auch mal gemeinsam darüber lachen zu können, statt skeptische Blicke zu erfahren ebenso.
Daniel: Zwei Dinge sind mir da sehr wichtig. Psychische Gesundheit ist genauso wichtig wie körperliche Gesundheit. Lasst uns danach handeln und darüber reden, wie man selbst psychisch gesund bleibt, denn vom Schweigen hab‘ ich persönlich genug. Mir ist auch wichtig, dass durch Aufklärung Vorurteile und, Stigmatisierung abgebaut werden. Jede_r von uns kann von psychischen Problemen betroffen sein. Wenn Du ein gebrochenes Bein hast, verlangt auch keiner von Dir, dass Du arbeiten gehst. Wieso sollst Du bitte mit einer depressiven Phase so weitermachen wie bisher.
Sabine: Dass wir aufeinander achten und uns unterstützen, dass wir Fehler verzeihen und nicht vergessen: Die Menschen stehen im Mittelpunkt und nicht der perfekte Plan. Also lasst uns Zeit für die Menschen nehmen!

22.06.2021
EJB/zett

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