
Fast 40% junger Menschen berichten laut RKI (2024) ein geringes psychisches Wohlbefinden.
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Evangelischen Jugendarbeit
Erste Hilfe für die Seele
Im Jahr 2024 berichteten fast 40% junger Menschen zwischen 18 und 29 Jahren ein geringes psychisches Wohlbefinden, wie die aktuelle Studie des Robert Koch-Instituts (RKI GBE) von Anfang Juli 2025 zeigt. Junge Ehrenamtliche in der evangelischen Jugendarbeit sind häufig erste Ansprechpersonen für andere Jugendliche – etwa als TeamerInnen auf Freizeiten – und gleichzeitig selbst belastet. Daher fordert die Evangelische Jugend in Bayern (EJB), junge Menschen zum Thema mentale Gesundheit besser zu sensibilisieren und Bildungsangebote, um einen adäquaten Umgang mit akuten Belastungssituationen einzuüben. Außerdem müssen Therapieplätze geschaffen, professionelle Hilfsangebote ausgebaut und ehrenamtliche JugendleiterInnen weitergebildet werden.
Ein solches Angebot ist die Ausbildung des Projekts „Helfen in Seelischer Not“ (HSN), die vom 25. bis 27. Juli in Nürnberg stattfindet. Mehr als zehn JugendleiterInnen bilden sich im dreitägigen Seminar als AnleiterInnen für psychische Erste-Hilfe-Kurse weiter. Dazu sagt Annabel Baumgardt (25 Jahre), stellvertretende EJB-Vorsitzende: „Es vergeht kaum eine Freizeit, in der nicht Jugendliche mit Redebedarf oder Problemen auf uns zukommen. Ich erinnere mich an eine Teilnehmerin, die uns anvertraut hat, dass sie suizidale Gedanken hat – das war die extremste Form von seelischer Not, die ich bisher erlebt habe. Solche Situationen lösen oft Unsicherheit oder Überforderung bei uns Ehrenamtliche aus.“ Sie nimmt deshalb an der erstmaligen Ausbildung speziell für Ehrenamtliche in der Jugendarbeit teil. Im Wochenendseminar lernen sie nicht nur, wie sie auf seelische Krisen einfühlsam reagieren, sondern auch, wie sie dieses Wissen als HSN-Kursleitung in ihren Gruppen und Gemeinden weitergeben. Der Kern der HSN-ErsthelferInnen-Kurse sind drei klare Handlungsschritte: Hinschauen, Sprechen, Netzwerken.
„Unsere Ausbildung als HSN-AnleiterIn gibt den Ehrenamtlichen die Sicherheit, empathisch zu reagieren und für andere da zu sein und dieses Wissen als Kursleitung weiterzuvermitteln, ohne sich dabei selbst zu überfordern“, sagt Isabelle Rausch, Fortbildungsreferentin für HSN im Studienzentrum Josefstal. HSN wurde seit 2023 an der Universität Regensburg gemeinsam mit den medbo-Bezirksklinikum und dem Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit Josefstal entwickelt. Der Kern der HSN-ErsthelferInnen-Kurse sind drei klare Handlungsschritte: Hinschauen, Sprechen, Netzwerken. Bayernweit haben bereits mehr als 2.000 Menschen den zweistündigen ErsthelferInnen Kurs besucht und 27 Personen sich als Anleitende für HSN-Kurse ausbilden lassen.
Prof. Dr. Berthold Langguth, Facharzt für Psychiatrie und Chefarzt am Bezirksklinikum Regensburg und einer der wissenschaftlichen Projektleiter, betont: „Wir übersetzen Wissen aus Praxis und Forschung in einfache Handlungstipps und bringen diese durch die Schulung von ErsthelferInnen und AnleiterInnen überall dorthin, wo sie gebraucht werden – etwa in Jugendräume, Zeltlager und Gemeindehäuser.“
Über Helfen in Seelischer Not (HSN)
Helfen in Seelischer Not e. V. vermittelt „Erste-Hilfe-Kurse für die Seele. Einfach. Für alle.“ In einem zweistündigen Ersthelfer:innen-Kurs lernen Teilnehmende ohne Vorwissen, seelische Krisen zu erkennen, einfühlsam zu reagieren und passende Hilfsangebote aufzuzeigen. Wer das Wissen weitergeben möchte, kann sich als Anleiter:In für HSN-Kurse ausbilden lassen. Entwickelt wurde das Programm an der Universität Regensburg in Kooperation mit dem Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit Josefstal e.V.; gefördert wird es u. a. vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention, der Sanddorf-Stiftung sowie der Klaus- und Gertrude-Conrad-Stiftung.
17.07.2025
Evangelischen Jugend Bayern