Pressemitteilung vom 28.09.2020

Geistliche Dimension von Kirche ist wichtiger als Zahlen

Vertreter von Landeskirchenrat und ABC sprechen über kirchliche Reformprozesse

Die aktuelle Diskussion um die Weiterentwicklung der evangelischen Kirche angesichts sinkender Mitgliederzahlen stand im Mittelpunkt eines Gesprächs von Vertretern des Landeskirchenrats und des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern (ABC). Der ABC-Vorsitzende Dekan Till Roth legte dazu ein Thesenpapier vor, in dem er den seiner Einschätzung nach weithin verbreiteten empirischen Blick auf die Kirche beklagte: Wenn sich der Fokus auf Mitgliederzahlen und Maßnahmen zur „Mitgliederbindung“ und damit auf menschliche Aktivitäten richte, würde die geistliche Bedeutung der Kirche vernachlässigt, so Roth. Im aktuellen EKD-Text „Kirche auf gutem Grund“ mit seinen elf Leitsätzen werde zwar im Vorwort auch von einer „Glaubenskrise“ gesprochen, im weiteren Text dominierten aber strukturelle Fragen.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm dankte für den Impuls und betonte, dass kirchliche Entwicklungsprozesse wie „Profil und Konzentration“ (PuK) in Bayern oder die gerade in der EKD diskutierten Leitsätze ihren tiefen Sinn in der Stärkung des geistlichen Profils hätten. Die empirische Kirche müsse sich immer an der geglaubten Kirche messen lassen. Gerade in stürmischen Zeiten, so der Landesbischof unter Hinweis auf die biblische Geschichte von der Sturmstillung, bestehe die Hauptaufgabe der Kirche darin, auf Jesus zu schauen und ihm zu vertrauen. Er kündigte an, dass der EKD-Text in diesem Sinn nachgeschärft werde.

Die Sorge, dass sich Kirche vielfach um sich selber drehe, sei grundsätzlich berechtigt, so Oberkirchenrat Michael Martin; letztlich sei die Spannung zwischen „Bewegung“ und „Institution“ von Anfang an in der Kirche angelegt. Doch gerade der PuK-Prozess zeige, dass es möglich sei, zunächst vom Auftrag der Kirche zu denken und nicht von der vorhandenen Institution. Er sei zuversichtlich, dass damit das mancherorts beklagte „Sola structura“-Denken überwunden werden könne.

Als Alternative oder Ergänzung zu den bestehenden Kirchenentwicklungsprozessen schlug ABC-Sprecher Hans-Joachim Vieweger einen Diskussionsprozess zum Thema „Einfach vom Glauben reden“ vor. Ein Impuls von landeskirchlicher Seite könne die vielfach zu beobachtende Sprachlosigkeit in Glaubensfragen aufgreifen. Landesbischof Bedford-Strohm wünschte dem ABC für den anstehenden Christustag Bayern am 3. Oktober Gottes Segen.

Am Gespräch nahmen teil:

Für den Landeskirchenrat: Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm und die Oberkirchenräte Stefan Blumtritt, Christian Kopp, Michael Martin und Klaus Stiegler. Für den ABC: Dekan Till Roth, Pfr. i.R. Dieter Kuller und die früheren Landessynodalen Herta Küßwetter, Horst Eichner und Hans-Joachim Vieweger.

28.09.2020
München Johannes Minkus, Pressesprecher / Hans-Joachim Vieweger, Pressesprecher ABC

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