Seit ihren Anfängen versteht sich evangelische Männerarbeit als emanzipatorische Männerbildung.

Seit ihren Anfängen versteht sich evangelische Männerarbeit als emanzipatorische Männerbildung.

Bild: iStock-drepicter

Männersonntag

"Unsere Netzwerke sind riesig"

Männersonntag ist in jedem Jahr am dritten Sonntag im Oktober. Pfarrer Günter Kusch vom forum männer erzählt von der Männerarbeit in der ELKB.

Evangelische Männerarbeit gibt es seit weit über 100 Jahren. Sie gewinnt ihr gesellschaftspolitisches Profil aus der Beschäftigung mit den Lebenslagen der Männer heute und aus der Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen und politischen Lage aus Männerperspektive. Männerarbeit in der bayerischen Landeskirche schafft Räume, in denen Bildung und Begegnung für Männer stattfinden.  Das Jahresthema für 2021 lautet: „‘Macht das Beste aus der Zeit‘ – Umbrüche, Aufbrüche und Chancen“. Pfarrer Günter Kusch, Referent für Männerarbeit im Amt für Gemeindedienst und Geschäftsfüher forum männer in Bayern im Interview:

Pfarrer Kusch, gibt es spezielle Pläne für den Männersonntag in der ELKB?
Ja, am Männersonntag, dem dritten Sonntag im Oktober, werden in zahlreichen Gottesdiensten Männergottesdienste gefeiert. Das heißt nicht, dass diese Gottesdienste nur für Männer sind. Sie werden aber nur von Männern für die Gemeinden vor Ortr vorbereitet und gehalten. Oft helfen Pfarrer*innen allerdings bei der Liturgie mit. In manchen Gemeinden oder Dekanaten, wie zum Beispiel in Wunsiedel, werden richtige Männertage angeboten, mit Pilgern und Exkusionen.

Was ist zur Zeit besonders nachgefragt bei der Männerarbeit? Wo liegen die Schwerpunkte?
Es gibt Schwerpunkte für Männer aller Altersstufen: Für die Jungs und deren Väter bieten wir Vater-Kind-Freizeiten mit Kanuwandern und einem Gottesdienst im Grünen an. Für Männer im mittleren Alters gibt es zum Beispiel Mountainbike-Touren mit Pilgerelementen oder Kochkurse. Und für die Älteren fand gerade ein Seminar „Knast und Knacker“ in Amberg statt. Dort gibt es ein ehemaliges Gefängnis, das drei Männer zu einem Hotel umgebaut haben. Themen: Männer altern anders. „Gefangenschaften“ oder Hamsterräder im Berufs – neue Freiheiten im Ruhestand… Es kamen 15 Männer, u.a. aus Hamburg, Kassel und natürlich aus Bayern. Wir waren ausgebucht!  

Sie machen gern ungewöhnliche und neue Projekte, welche Ideen verfolgen Sie zur Zeit?
Eine der innovativen Ideen derzeit lautet „Knast und Knacker“. Außerdem: Gemeinsam mit dem forum frauen hat das forum männer einen Singlesmalltalk ins Leben gerufen, der jeden zweiten Freitag stattfindet. Und es gibt eine neue Internetseite: www.singlesundkirche.de Gemeinsam haben wir das weltweite erste Konzept „Biga“ entwickelt: Dabei werden Lebenssituationen biblischer Personen, vier Männer und vier Frauen, mit Yoga-Asanas verbunden. In vielen Fragen der biblischen Menschen finden wir uns heute super wieder! Es gibt dazu ein neues Buch: „Die Bibel sportlich nehmen“: https://www.afgshop.de/neuheiten/die-bibel-sportlich-nehmen.html

Welche Netzwerke nutzen Sie in der Männerarbeit?
Unsere Netzwerke sind riesig. Nur ein paar Beispiele: Ich bin Mitglied im Vorstand der EKD-Männerarbeit, plane deutschlandweite Veranstaltungen und arbeite am Werkheft der EKD mit. Enge Zusammenarbeit besteht mit dem Männerforum der Nordkirche und anderen Landeskirchen. Weitere Kooperationen haben wir mit der Geschlechterarbeit Süd, der katholischen Männerpastoral, dem Referat für Chancengerechtigkeit der Landeskirche, der Projektstelle gegen Rechtsradikalismus (Bündnis für Toleranz), der Brücke Köprü (muslimische Männer), dem kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (kda), der Fachstelle für Alleinerziehende München, der Akademie Tutzing, den Männerbeauftragten der Städte Nürnberg und Augsburg, den Bildungshäusern, der Erwachsenenbildung, dem forum frauen und viele mehr.    

Was sind die größten Bedarfe, die die Männerarbeit benötigt?
An erster Stelle steht die ehrenamtliche Unterstützung – unser Landesarbeitskreis mit 36 ehrenamtlichen Männern aus sechs Kirchenkreisen ist unser größter Schatz und Gold wert! Wir bräuchten eine zweite Stelle für den Schwerpunkt Vater-Kind-Aktionen (damit kann man den Gemeindeaufbau auf engagierte Füße stellen) – diese Angebote boomen derzeit! Und es bräuchte mehr Wertschätzung für das tolle Engagement unserer Ehrenamtlichen und natürlich weiterhin eine gute finanzielle Ausstattung.

11.10.2021
ELKB

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