10.000 neue Wohnungen wollte der Freistaat selbst bis 2024 schaffen. Bis Ende 2024 werden wohl nicht einmal 700 fertig sein.

10.000 neue Wohnungen wollte der Freistaat selbst bis 2024 schaffen. Bis Ende 2024 werden wohl nicht einmal 700 fertig sein.

Bild: GettyImages

Diakonie Bayern

Bezahlbare Wohnungen statt Luftschlösser

Eine Zeitenwende am Wohnungsmarkt forderte die Diakonie Bayern am Tag der Wohnungslosen und machte in Ansbach gemeinsam mit der dortigen Diakonie auf eines der drängendsten Armutsprobleme im reichen Deutschland aufmerksam.

„An Versprechen mangelt es nicht“, stellte Dr. Sabine Weingärtner, Präsidentin der Diakonie Bayern, fest. „Aber: Wo sind die 100.000 neuen Sozialwohnungen im Jahr? In Luftschlössern lebt es sich schlecht. Und in versprochenen, aber nicht gebauten Wohnungen auch.“

„Es geht dabei um nicht weniger als die Einlösung eines Menschenrechts“, das auch in der Bayerischen Verfassung verankert sei, unterstreicht Weingärtner. „Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung - ein Anspruch, der weiterhin nicht eingelöst wird“, so die Diakonie-Präsidentin. Auch Bayern verfehle die selbstgesteckten Ziele in der Wohnungspolitik. 10.000 neue Wohnungen wollte der Freistaat selbst bis 2024 schaffen. Bis Ende 2024 werden wohl nicht einmal 700 fertig sein. Diese sind zudem nicht neu gebaut, sondern wurden aufgekauft, sie kommen also nicht hinzu, sondern wären ohnedies vorhanden gewesen.

 

Wie notwendig dies sei, zeigen der Diakonie Bayern zufolge die aktuellen Zahlen aus dem Freistaat: Die Zahl der untergebrachten wohnungslosen Menschen in Bayern hat sich im vergangenen Jahr nahezu verdoppelt, auf mittlerweile über 32.000. Nicht enthalten sind obdachlose Menschen sowie jene, die „verdeckt wohnungslos“ seien, also nach dem Verlust der Wohnung etwa bei Freunden auf dem Sofa unterkommen. Mit der Stiftung „Obdachlosenhilfe Bayern“ habe man im Freistaat einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan, findet Weingärtner. „Aber wir brauchen dringend auch konkrete Anstrengungen im Wohnungsbau.“

Dass Wohnungslosigkeit jeden treffen kann, will die Diakonie Bayern nun mit einem lebensgroßen Spielfeld zeigen, das in Ansbach präsentiert wurde und demnächst auf Tour durch Bayern gehen soll. Ähnlich wie in dem Brettspiel „Monopoly“ können hier Lebensereignisse wie Jobverlust, Trennung, Krankheit, Inflation oder Eigenbedarfskündigung in die Wohnungslosigkeit führen. Nur mit der Änderung der Spielregeln, so die Diakonie, könne dieser Mechanismus überwunden werden.

„Wir als Diakonie tun, was wir können, um zu helfen“, betont Dr. Sabine Weingärtner. „Das gleiche erwarten wir auch von der Politik. Ein Menschenrecht darf nicht unter Finanzierungsvorbehalt gestellt werden.“ Mehr als 150 verschiedene Angebote für Menschen in drohender oder akuter Wohnungslosigkeit unterhält die Diakonie Bayern im gesamten Freistaat. Zusammengeschlossen sind die Träger der Dienste und Einrichtungen unter anderem im Fachverband Evangelische Wohnungsnotfallhilfe und Straffälligenhilfe (FEWS) der Diakonie Bayern.

12.09.2023
Diakonie Bayern

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