Der Film vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt erklärt wie der Sonntag zum Sonntag wurde und warum er so schützenswert ist.

1.700 Jahre freier Sonntag

Ruhe bewahren

Der freie Sonntag feiert dieses Jahr Jubiläum: Am 3. März 321 n. Chr. erklärte der römische Kaiser Konstantin ihn in seinem Weltreich per Edikt zum allgemeinen Tag der Arbeitsruhe.

Seit bereits 1.700 Jahren entfaltet der Sonntag also seine heilsame Wirkung als Tag der Religionsausübung, der Familie und der Freiheit von ökonomischen Zwängen.  Anlässlich des Jubiläums haben die Kirchen in einem gemeinsamen Wort der christlichen Kirchen in Deutschland an den bleibenden Wert eines arbeitsfreien Sonntags erinnert. Dieser Tag, der den Alltag unterbreche, gebe dem Leben Rhythmus, schaffe individuelle Freiräume, verbinde Menschen und fördere das Gemeinwohl, erklärten der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron.

Die Kirchen appellieren an die Bürger, durch eigenen verantwortlichen Umgang mit der Zeit zur Erhaltung des arbeitsfreien Sonntag beizutragen. "Durch unser eigenes Tun und Lassen entscheiden wir Menschen darüber, welchen Wert und welche Qualität der Sonntag für hat", heißt es dazu in der gemeinsamen Mitteilung.

„Der Schutz von Sonntagen und Feiertagen ist ein unverzichtbares Kulturgut. Das Gebot Gottes, den Feiertag zu heiligen, schützt das Leben vor pausenloser Funktionalisierung und Ökonomisierung.“

„Nachhaltig für den Sonntagsschutz eintreten“ Kundgebung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, April 2011

"Der Sonntag atmet die Ruhe des ersten Schöpfungstages"

Zur Jubiläumsveranstaltung des "freien Sonntags" mit prominenten Gästen lud der kda Bayern gemeinsam mit der Sonntagsallianz zu einem Livestream am Mittwoch, 3. März, von 11 Uhr bis 13 Uhr ein. Ebenfalls aus diesem Anlass haben der kda Bayern und die Sonntagsallianz auf Bundesebene ein ökumenisches Themenheft für Kirchengemeinden erstellt. Die Publikation enthält Bausteine und Impulse sowohl für traditionelle Wortgottesdienste, als auch für Familiengottesdienste oder Andachten und Predigten im Rahmen einer Eucharistiefeier.

Der Leiter des kda Bayern, Johannes Rehm, zu der Bedeutung des freien Sonntags im Interview: 

Herr Rehm, für was steht der Sonntag?
Der Sonntag setzt der Arbeit und dem Geldverdienen eine heilsame und dringend notwendige Grenze. Die durch den Sonntag bewirkte Entschleunigung tut einfach gut – gerade heute in unserer schnelllebigen Zeit. Am Sonntag erfahren wir, dass Geld nicht alles ist. Die gemeinsam verbrachte Zeit in Gemeinde, in Beziehung und in Familie ist unendlich wertvoll und nicht mit Geld zu bezahlen.

Warum ist der Sonntagsschutz wichtig?
Mir persönlich ist dabei wichtig: Der Sonntag atmet die Ruhe des ersten Schöpfungstages. Am Sonntag erfahre ich meine Lebenszeit als Gottes Geschenk. Ich erlebe mich dabei selbst als Geschöpf Gottes und bin dankbar für meine  Mitgeschöpfe in Familie und Gemeinde.  Als Christ ist jeder Sonntag für mich ein kleines Osterfest. Am Sonntag feiern wir miteinander Gottesdienst am ersten Tag der Woche als dem Tag der Auferstehung Jesu Christi voller Hoffnung auf Gottes neue Schöpfung.

Braucht er heute noch mehr Schutz?
Das Kulturgut Sonntag verdient von uns allen bewahrt zu werden. Dazu bedarf es einer lebendigen Sonntagskultur. Es kommt nicht zuletzt auf unsere eigene, persönliche Haltung an. Wir müssen zunächst selbst etwas mit dem Sonntag anfangen können und bei anderen Menschen Überzeugungsarbeit dafür leisten, dass der Sonntag wertvoll ist. Wenn ich weiß, warum mir der Sonntag heilig ist und wenn ich erfahren habe, dass mir die Sonntagsruhe guttut, dann werde ich von selbst zum Sonntagsschützer. Denn alle müssen arbeitsfrei haben, dass sich die rechte Sonntagsruhe einstellt. Dabei denke ich ganz besonders an die vielen Verkäuferinnen und Verkäufer, die dasselbe Anrecht auf ihren Sonntagsfrieden haben wie alle anderen Mitbürger und Mitbürgerinnen auch. Die derzeitige Corona – Krise darf nun keinesfalls missbraucht werden, um womöglich den grundgesetzlich verbrieften Sonntagsschutz zu schleifen oder zu relativieren.

Die Träger der Sonntagsallianz

Träger der Sonntagsallianz Bayern sind die Gewerkschaft ver.di sowie die arbeitnehmer- und arbeitsweltbezogenen Einrichtungen der beiden Kirchen: der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (kda), die Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (afa), die Katholische Arbeitnehmerbewegung und katholische Betriebsseelsorge. Vor Ort in den 50 regionalen bayerischen Allianzen engagieren sich weitere Gewerkschaften sowie Pfarr- und Kirchengemeinden.

02.03.2021
EKD/kda