Künstler Uwe Appold zeigt Zyklus in der Nürnberger Kulturkirche St. Egidien

Künstler Uwe Appold zeigt Zyklus in der Nürnberger Kulturkirche St. Egidien

Bild: Wolfgang Noack

Nürnberg

Liebeslied aus der Bibel in 36 großen Bildern

Ungewöhnlich viel Farbe in der Kirche St. Egidien: Die 36 großformatigen Bilder des Zyklus zum biblischen "Hohelied der Liebe" des Künstlers Uwe Appold sind dort bis zum 14. Juni ausgestellt.

Jedes Bild der Reihe "Shir" (hebräisch: Lied) besteht aus zwei Teilen. Einer Leinwand mit einer meist leuchtend bunten abstrakten Szene ist jeweils ein monochromer Part auf Sperrholz in Kontrast gesetzt. Er habe in den Versen des Hohelieds acht Farben gefunden, die er verwende, sagte der Künstler am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Es interessiert mich an dem Text, dass sich darin Mann und Frau auf Augenhöhe begegnen und das in einer Zeit absoluten Patriarchats", erklärte Appold. Er habe ab 1999 zehn Jahre lang das alttestamentarische Buch in der Übersetzung von Martin Luther studiert, bis er es in seinen Bildern umsetzen konnte. "Das Fantastische am Hohelied ist, dass es deutlich macht, dass weder die Liebe noch der Tod korrumpierbar sind - darüber wollte ich malen", blickt Appold zurück. Seinen Gemälde-Zyklus vollendete er schließlich im Jahr 2012.
 

In den Bildern steht beispielsweise das Rot symbolisch für die Liebe, das Leiden und den Mann, das Grün und das Blau für die Frau. Dazu hat Appold Formen und setzt ganze und halbe Kreise für eine eigene Symbolik. Bei bisherigen Ausstellungen des Zyklus seien die Menschen in der Mittagspause gekommen, um sich nur ein Bild aus der Reihe anzuschauen. "Die Bilder im Ganzen anzusehen, überfordert jeden", räumt Appold ein. In Nürnberg bietet der Religionspädagoge Horst Eichner jeden Tag ein "Bild des Tages", zu dem er eine Illustration aus seiner Sammlung von Bänden über das Hohelied stellt, ein Video zeigt oder eine Musik vorstellt, wie er dem epd sagte.

Der Künstler Uwe Appold (Jahrgang 1942) hat zuletzt das Hungertuch 2019 zum Thema "Mensch, wo bist du" für Misereor geschaffen. Mit seiner Ausstellung in der evangelischen Egidienkirche und drei Workshops für Kinder und Jugendliche in Nürnberg zum Thema "Ich hab dich lieb" verknüpft er diese beiden Werke.

Das Hohelied Salomos ist eines von 39 Büchern des Alten Testaments. In acht Kapiteln und 117 Versen entfaltet der Text die Liebe zwischen Mann und Frau in den Bildern der damaligen Zeit. Obwohl das Wort "Gott" in den Texten nicht vorkommt, wurde diese Liebe auch immer als Liebe zwischen Gott und seinem Volk gedeutet, erklärt Eichner, der die Ausstellung nach Franken geholt hat.

Jeden Tag wird seit dem 6. Mai mit einem Buch, einer Illustration, einem Video oder einer Musik auf ein "Bild des Tages" besonders hingewiesen. Kurator Horst Eichner verfasst dazu auch einen Beitrag in seinem Blog. Bei einer Midissage am Mittwoch, 22. Mai (19 Uhr) spricht altlandesbischof Johannes Friedrich und singt der Chor der Israelitischen Kultusgemeinde.

16.05.2019
epd