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Kein Raum für Missbrauch - das gilt in allen Einrichtungen der ELKB. Die bayerische Landeskirche startete eine Aufklärungs- und Schulungskampagne zur Prävention vor sexualisierter Gewalt.

Bild: ELKB

Sexualisierte Gewalt

„Kein Raum für Missbrauch“

Die Aufklärungs- und Schulungskampagne zur Prävention startete. Kirchengemeinden erarbeiten bis 2025 Schutzkonzepte. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm lädt Betroffene zum Gespräch ein.

In einem Zwischenbericht hatte die Fachstelle der ELKB für den Umgang mit sexualisierter Gewalt auf der Synodaltagung im November 2021 in Geiselwind Einblick in ihre aktuelle Arbeit gegeben. Nachdem Anfang November ein Rahmenschutzkonzept in Kraft getreten ist, das gemeinsam von verfasster Kirche und Diakonie erarbeitet wurde, werden jetzt Kirchengemeinden und Einrichtungen geschult, eigene Schutzkonzepte zur Prävention zu erarbeiten.

Schutzkonzepte zur Prävention

„Auch der letzte Kellerwinkel des Gemeindehauses muss ein sicherer Ort sein!“ Das ist das Ziel einer Aufklärungs- und Schulungskampagne zur Prävention vor sexualisierter Gewalt, die die Bayerische Landeskirche startete. Bis spätestens 2025 sollen alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden in Kirche und Diakonie eine Basisschulung zum Thema Prävention vor sexualisierter Gewalt erhalten. Jede Kirchengemeinde muss mit Unterstützung der Koordinationsstelle für Prävention sexualisierter Gewalt in der ELKB eine eigene Risikoanalyse und ein eigenes Schutzkonzept erarbeiten und benennt eine oder einen Präventionsbeauftragten. Das gilt auch für kirchliche und diakonische Einrichtungen.

Wir wollen diese Begegnungen fortsetzen, von Geschichten und Bedürfnissen hören und uns gemeinsam über Wege austauschen, die Betroffenen helfen, ihr Leid zu lindern und uns helfen, die eigenen Fehler und Schwachpunkte zu sehen und aus ihnen zu lernen.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm im Bericht vor der Landessynode zum Thema Gepräche mit Betroffenen

Aufarbeitung und Begleitung

Seit 1999 gibt es die Ansprechstelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, an die sich Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie wenden können. Sie berät Betroffene, unterstützt diejenigen, die unsicher sind, ihr Anliegen zu klären und begleitet bei der persönlichen Aufarbeitung und Schritten der Intervention. Um die Aufarbeitung weiter voranzutreiben, hat die Landeskirche die Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt nun personell auf 8,5 Vollzeitstellen aufgestockt. Fälle können jetzt schneller bearbeitet werden. Und vor allem: Betroffene können intensiver begleitet werden! Über die verschiedenen Wege (Ansprechstelle, Meldestelle und Unabhängige Kommission) sind der Landeskirche in 2021 bereits 17 neue Fälle sexualisierter Gewalt bekannt geworden. Darunter sind Fälle, die sich unmittelbar ereignet haben, ebenso wie solche, die lange zurückliegen. Insgesamt sind der bayerischen Landeskirche zum gegenwärtigen Zeitpunkt 166 Fälle sexualisierter Gewalt bekannt.

Einladung Betroffener zum Gespräch

Nach vielen Einzelkontakten gab es im letzten Jahr eine erste offizielle Begegnung mit Betroffenen und der Kirchenleitung der bayerischen Landeskirche. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Mitglieder des Landeskirchenrats laden nun erneut Menschen, denen im Raum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern sexualisierte Gewalt zugefügt wurde, zu einem Gespräch ein. Ziel sei es, so Landesbischof Bedford-Strohm, „jedem und jeder Betroffenen zuzuhören und über die Erfahrungen und Erwartungen von Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Nur so können dann auch Prävention und Aufarbeitung in der bayerischen Landeskirche konsequent weiter verbessert werden“. Ein erster Gesprächstermin findet am Donnerstag, den 17. März 2022 in München statt. Weitere Informationen erhalten interessierte Betroffene per Telefon: +49 89 5595 676 oder E-Mail

EKD-weite Studie ForuM

Das Ziel: Die ELKB will wissen, was passiert ist … und daraus lernen, damit sexualisierte Gewalt künftig keinen Platz in Kirche hat! Deshalb hat die bayerische Landeskirche für eine EKD-weite wissenschaftliche Studie ihre Akten geöffnet. Die Studie untersucht, welche Strukturen in der evangelischen Kirche sexualisierte Gewalt begünstigen. Der Forschungsverbund bündelt die Ergebnisse unter dem Titel „ForuM - Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“. Die Ergebnisse sollen im Herbst 2023 vorliegen.

Weitere Informationen zu Prävention, Aufarbeitung, Begleitung und Hilfen für Betroffene finden Sie in der Themenwelt "Aktiv gegen Missbrauch".

20.01.2022
ELKB/sis