Gruppenbild der Akteure im Gottesdienst zur Einheit der Christen

Zahlreiche Mitglieder der unterschiedlichen Kirchen gestalteten den Gottedienst zur Einhet der Christen mit.

Bild: Minkus

Gebetswoche zur Einheit der Christen

"Alles tun, damit die Waffen schweigen"

Mit einem zentralen ökumenischen Gottesdienst haben Christinnen und Christen aller Konfessionen in St. Matthäus München die Gebetswoche für die Einheit der Christen gefeiert.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm feierte den Gottesdienst gemeinsam mit dem römisch-katholischen Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, dem rumänisch-orthodoxen Bischof Sofian von Kronstadt, Superintendent Markus Jung von der Evangelisch-Methodistischen Kirche und weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern. In seiner Predigt hob Kardinal Marx die Gottesebenbildlichkeit des Menschen hervor. In Betlehem leuchte die „biblische Revolution“ auf, „dass Gott in seinem Sohn an die Seite des Menschen tritt, selbst Mensch wird und damit deutlich macht, wo er gefunden werden will“, so Marx.

Die „Berufung zum Christsein“ sei wiederum, an Jesu Seite zu treten, seine Gotteserfahrung zu teilen und in der Welt zu entdecken: „Wo Menschen sich begegnen, wo das große Mahl gefeiert wird, wo die Sünder Vergebung erfahren, wo Kranke aufgerichtet werden, da ist das Reich Gottes mitten unter euch!“

Christinnen und Christen stehen an der Seite der Leidenden

Als Christinnen und Christen deutlich zu machen, an der Seite Jesu zu stehen, habe auch eine politische Dimension, führte der Erzbischof von München und Freising aus: „Das gilt auch für die Frage von Krieg und Frieden. Dann stehen wir an der Seite derer, die sterben im Krieg und die leiden und die erfrieren.“ Es verstöre ihn, „dass fast nur noch über Waffen geredet wird“. Er habe keine politische Lösung für einen Krieg, aber „doch eine Ahnung, dass das nicht das Ende sein kann“, sagte der Kardinal und rief dazu auf, „alles zu tun, alle Fantasie, alles Denken in Bewegung zu setzen, damit die Waffen schweigen“. Das sei noch nicht das Ende des Krieges, aber „das Ende des Tötens und des Leidens für einen Augenblick“ und „das Atemholen dafür, dass wir an den Menschen denken“. Er appellierte: „Bitte, bitte tut alles, damit die Waffen schweigen und andere Wege gefunden werden, miteinander eine gerechte Zukunft zu finden!“

Der African Choir der methodistischen Peace Church, prägte die Liturgie in diesem Jahr mitreißend mit.

Bild: Minkus

Der African Choir der methodistischen Peace Church.

20.01.2023
Minkus

Rassismus widerspricht dem christlichen Glauben

Der diesjährige liturgische Entwurf, der einen Fokus auf Rassismus und Benachteiligung marginalisierter Gruppen legt, wurde in den USA gestaltet. In der Begrüßung sagte Landesbischof Bedford-Strohm, Rassismus stehe in tiefem Widerspruch zum christlichen Glauben. „Es gibt ihn nicht nur in den USA und anderswo. Es gibt ihn auch bei uns. Dagegen setzen wir als Christinnen und Christen auf der ganzen Welt die Überzeugung, dass jeder Mensch gleichermaßen zum Bilde Gottes geschaffen ist. Deswegen setzen wir uns für die Menschenwürde überall auf der Welt ein.“ Bezugnehmend auf das diesjährige Leitwort der Gebetswoche „Tut Gutes! Sucht das Recht!“ (Jesaja 1,17) führte er aus, dass der Prophet Jesaja das Volk Gottes seiner Zeit aufforderte, gemeinsam Gutes zu tun, Recht zu suchen, den Unterdrückten zu Hilfe zu kommen, die Waisen zu verteidigen und für die Witwen einzutreten. „Die Rufe des Propheten damals gelten auch für uns heute“, so Bedford-Strom. „Wie können wir uns gemeinsam, so unterschiedlich wir auch sein mögen, gegenseitig so stärken und verbinden, dass wir mit großer Kraft gegen Ungerechtigkeiten in unserer Zeit angehen?“

Die Gebetswoche hat eine lange Tradition

Die weltweite Gebetswoche für die Einheit der Christen, die von 18. bis 25. Januar begangen wird, ist eine der ältesten ökumenischen Initiativen, seit 1908 zeigen Christinnen und Christen aller Konfessionen mit Gottesdiensten und Initiativen ihre Verbundenheit und ihr Eintreten für Versöhnung und Dialog. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten sie gemeinsam, wobei in jedem Jahr eine ökumenische Gruppe aus einem anderen Land die Vorbereitung übernimmt. In diesem Jahr stammen Leitwort und liturgischer Entwurf vom Rat der Kirchen im US-Bundesstaat Minnesota. In Deutschland wird die Gebetswoche von der ACK getragen.