Kreuz auf einem Berg

In ihren Gottesdiensten und Andachten gingen Regionalbischöfe und -innen in diesem Jahr auf das Leid in Israel, in der Ukraine und in Russland ein.

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Karfreitagsbotschaften in Bayern

"Eine Karwoche im Ernstfall"

Auch wenn in der Karwoche die Kirchen leer waren: Landesbischof und Regionalbischöfe waren mit Gottesdiensten über Rundfunk und Internet präsent. Eine Zusammenstellung in Text und Video.

Mit einem strafenden Gott wolle er "nichts zu tun haben", sagte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in seiner Karfreitags-Predigt in der Münchner St. Matthäuskirche, die im Radio übertragen wurde. Dies sei auch nicht der Gott, der sich in Jesus Christus gezeigt habe. "Wir kennen menschliche Kälte - und es gibt auch so etwas wie göttliche Kälte, die begegnet uns in solchen Gottesvorstellungen", die den Coronavirus als Strafe Gottes sähen, sagte der Landesbischof. Diese hätten aber "nichts zu tun" mit der "radikalen Liebe Jesu".

Die Dunkelheit greife in den Tagen der Corona-Pandemie nach vielen Menschen. Gedanken der Angst und Gedanken der Sorgen machten sich breit und peinigten die Menschen: "Was wird alles noch kommen?" Die Sorgen um die eigene Gesundheit, die Gesundheit der Familie, die Ängste um die eigene wirtschaftliche Existenz, das Unternehmen. Und zugleich sei aktuell untersagt, "was wir Trost, was mit Stabilität gibt", sagte Bedford-Strohm: "Man darf sich nicht berühren, man darf nicht zusammenkommen." Im Grau der Nachstunden könne einen die Macht solcher Gedanken schnell erfassen, erläuterte der Ratsvorsitzende.

Erinnerung an Dietrich Bonhoeffer

Die Erinnerung am Karfreitag, dass Gottes Sohn selbst durch solches Dunkel gegangen ist, könne Kraft und Hoffnung spenden. Weshalb es heimtückische Krankheiten gebe, das wisse man nicht. "Gottes gute Schöpfung ist noch nicht vollendet", sagte Bedford-Strohm. Heuer sei der Karfreitag "noch karger" als sonst. Er erinnerte an den Theologen Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 von im KZ Flossenbürg kurz vor Kriegsende erhängt wurde: "Wir wissen nicht, was die nächsten Wochen und Monate bringen werden." Man könne aber wie Bonhoeffer darauf vertrauen, "Von guten Mächten" geborgen zu sein.

Gottesdienste und Andachten der Regionalbischöfe zum Ansehen

Bayerische Regionalbischöfinnen und Regionalbischöfe begingen die Karwoche auf unterschiedliche Art und Weise: Regionalbischöfin Gisela Bornowski feierte den Gründonnerstag zusammen mit einer kleineren Besetzung der A-Cappella-Band Viva Voce in der leeren St. Gumbertuskirche. Sie erinnerte an die Fußwaschung Jesu an seinen Jüngern: "Auch unsere Liebe braucht Zeichen. Unsere Worte sollen durch glaubhafte Zeichen verstärkt werden." Dies sei gerade in diesen Zeiten wichtig, wo wegen der Corona-Pandemie räumlich Distanz gehalten werde. Auch daheim zu bleiben sei  heute ein Liebesdienst an anderen.

Karfreitag

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"Lockdown in fünf Tagen" hatte der Nürnberger Regionalbischof Stefan Ark Nitsche einen Kreuzweg in und um St. Sebald genannt und darin die jahrhunderte alten, teilweise verwitterten Stationen des traditionellen Kreuzwegs an den Außenpfeilern der Sebalduskirche einbezogen. Ihre Bilder seien "erschütternd aktuell", so der Regionalbischof. So beispielsweise der Mensch, der unter der Last seines Kreuzes zusammenbreche. "Sofort schieben sich in diesen Coronatagen vor mein inneres Auge die Medienbilder aus Intensivstationen mit um Lebensatem ringenden Patienten." Der Kreuzweg kann in der Bildergalerie ganz angesehen werden.

Augsburg: Ökumenischer Karfreitagsspaziergang

Bei einer ökumenischen Andacht auf einem gemeinsamen Spaziergang haben der evangelische Regionalbischof Axel Piper und der ernannte katholische Bischof Bertram Meier zu Hoffnung und Zuversicht in der Coronakrise aufgerufen. Dies sei der gemeinsame Auftrag der beiden Kirchen zu sagen, dass es ein Licht in der Dunkelheit gibt, betonten die beiden Bischöfe. Zugleich wollen die beiden Kirchenvertreter nach der Krise in der Ökumene neue Türen öffnen.

Es sei dieses Jahr eine Karwoche im Ernstfall, sagten die beide bei dem  gemeinsamen Spaziergang durch die Godehard-Kapelle in Augsburg. "Das Wort ist Schweigen geworden" und auch der Karsamstag werde ein Tag des Schweigens sein, so Meier. Aber die kleine Flamme der Osterkerze habe auch jetzt "mehr Recht als die große Dunkelheit des Karfreitags und der Corona-Krise", betonte er.

10.04.2020
EPD/ELKB