Regionalbischöfin Breit-Keßler und Landesbischof Bedford-Strohm vor dem Gottesdienst in der Lukaskirche.

Dank für 18 Jahre intensiven Einsatzes für den Kirchenkreis München: Regionalbischöfin Breit-Keßler und Landesbischof Bedford-Strohm.

Bild: Topp

Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler

"Eine Klasse für sich"

18 Jahre lang prägte sie den Kirchenkreis München auf ihre ganz besondere Art: Nun wurde Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler mit Gottesdienst und feierlichem Empfang in den Ruhestand verabschiedet.

In einem Fernsehgottesdienst ist die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler in der Lukaskirche von ihrem Amt entpflichtet worden. In ihrer Abschiedspredigt forderte die Theologin mehr tätige und bescheidene Nächstenliebe: Niemand müsse sein Handeln zu einer Art "Superethik" stilisieren, mit der er anderen "als moralischer Besserwisser auf dem Kopf herumtanzt", sagte Breit-Keßler. Bevor die Regionalbischöfin ihr Amtskreuz ablegte, würdigte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sie als geschliffene Predigerin, die kreativ und ohne Berührungsängste "mit voller Kraft im Auftrag des Herrn unterwegs gewesen" sei.
 

In ihrer Abschiedspredigt benannte Breit-Keßler noch einmal Herzensanliegen wie den globalen fairen Handel, dem sie sich als Botschafterin des Textilsiegels "Grüner Knopf" verschrieben hat, oder den öffentlichen Widerstand gegen "den elenden Antisemitismus von links und rechts".

Zum Thema Missbrauchsfälle formulierte die Ständige Vertreterin des Landesbischofs einen Auftrag: "Die Bitte um Vergebung, wo homosexuelle Menschen in der Kirche Ausgrenzung und Verachtung erfahren haben - das muss noch kommen." Dazu sei tatkräftige Aufklärungsarbeit nötig, denn nur dann werde diese Bitte auch glaubwürdig.

Verabschiedung Breit-Keßler

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Mit Blick auf die sinkenden Mitgliederzahlen empfahl Breit-Keßler ihrer Kirche, das Evangelium in den Mittelpunkt zu rücken. Die christliche Botschaft eines Gottes, der Mensch werde und sich ans Kreuz nageln lasse, sei "paradox in einer Welt der selbstgemachten Helden". Es sei Aufgabe von Kirche und von Christen, nicht auf die eigene Grandiosität zu schauen, sondern "andere in Gottes Namen groß zu machen, sie vorkommen zu lassen, ihnen ein An-Sehen zu geben".

Zahlreiche Gäste

Unter den Gottesdienstbesuchern waren Vertreter aus Politik, Kirchen und Gesellschaft, darunter unter anderem Innenminister Joachim Herrmann, Diakoniepräsident Michael Bammessel, Rabbiner Steven Langnas, Polizeipräsident Hubertus Andrä und Herzog Franz von Bayern.

Beim anschließenden Empfang in den Räumen der Israelitischen Kultusgemeinde überraschte Ministerpräsident Markus Söder mit der Ankündigung, den ersten Ethikrat in der Geschichte des Freistaats Bayern einzurichten. Breit-Keßler übernehme den Vorsitz. Da er die Regionalbischöfin als streitbare Theologin, beeindruckende Predigerin und mutige Verfechterin des eigenen Standpunkts schätze, freue er sich, diesen "Schatz" an Autorität auch über ihre Amtszeit hinaus nutzbar zu machen. "Bitte weiter so - Sie werden dringend gebraucht für unser Land", sagte Söder an die Regionalbischöfin gewandt.

Die Grußworte zum Nachhören

In einer Videobotschaft dankte Charlotte Knobloch der Regionalbischöfin dafür, stets klare Worte zur richtigen Zeit gefunden zu haben. Knobloch betonte, dass sie in ihrer Zeit als IKG-Präsidentin niemanden getroffen habe, "der sich so dauerhaft, nachhaltig und intensiv für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen Hass, Intoleranz und den neuen alten Antisemitismus eingesetzt" habe, wie Breit-Keßler. Die Verbindung zur Jüdischen Gemeinde sei für sie nie nur Amtspflicht, sondern immer Herzensanliegen gewesen.

Als "Schwester im Glauben" und "wahrhaft benediktinische Frau" bezeichnete Abt Johannes Eckert von der Benediktinerabtei St. Bonifaz die Regionalbischöfin. Sie habe ihre katholischen Brüder wenn nötig wach gerüttelt und darauf hingewiesen, dass es in der Ökumene "nicht um die strikte Einhaltung von Regeln, sondern um die Liebe geht", sagte der Abt.

Klare Standpunkte und Wertschätzung

Als "Klasse für sich" würdigte Annekathrin Preidel, Präsidentin der bayerischen Landessynode, die scheidende Regionalbischöfin. Oberkirchenrat Stefan Reimers, Personalchef der Landeskirche, und die Münchner Stadtdekanin Barbara Kittelberger dankten Breit-Keßler für klare Standpunkte und Wertschätzung, aber auch für nötige Strenge: "Auseinandersetzungen mit ihr waren nie kuschelig, aber immer bereichernd", sagte Reimers.

In ihrer Schlussrede dankte Susanne Breit-Keßler dem Landesbischof, dessen Ständige Vertreterin sie war, für den "unendlichen Freiraum zur Entfaltung" in ihren Ämtern. Mit den Tränen kämpfend verabschiedete sie sich von ihrem Team und dankte ihrem Mann, dem Pfarrer und landeskirchlichen Politikbeauftragten Dieter Breit dafür, "dass er es mit so einer wuseligen Frau überhaupt aushält und mir immer zur Seite steht". Sie sei trotz ihrer Tränen glücklich, schloss Breit-Keßler unter dem stehenden Beifall der Gäste.

Susanne Breit-Keßler repräsentierte 18 Jahre als Regionalbischöfin den Kirchenkreis München-Oberbayern mit 150 evangelischen Gemeinden und rund 500.000 Protestanten. Am 30. November geht sie in Ruhestand. Ihr Nachfolger ist der bisherige Nürnberger Dekan Christian Kopp, der das Amt des Regionalbischofs am 1. Dezember antritt.

19.11.2019
epd

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